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8. November 2019
Wenn zwei Professoren streiten, hat meist jeder ein bisschen Recht. So war’s denn auch beim 7. OTC-Gipfel des Apothekerverbands Nordrhein, auf dem die Professores Dingermann und Glaeske darüber stritten, ob Arzneimitteltests wie die von Stiftung Warentest den Patienten nützen oder eher verunsichern. Dingermann machte klar: „Man kann ein Arzneimittel nicht losgelöst vom Patienten bewerten.“ Er hält grundsätzlich wenig davon, Arzneimittel als nicht oder wenig geeignet einzustufen. Er hält auch nicht viel davon, Kombinationen pauschal zu verteufeln, wie Stiftung Warentest es tut. Recht hat er. Glaeske hielt dagegen: Wenn ein Hersteller eine Indikation für sein Mittel beansprucht, müsse er die Wirksamkeit nachweisen. „Aber bei 25 bis 30 Prozent der OTC finden wir nichts“, so Glaeske. Er erwarte nicht, dass Apotheker den Patienten etwas ausreden, sondern nur, dass sie gegebenenfalls eine Warnung aussprechen. Genau. Mein liebes Tagebuch, immer wieder schön, darüber zu streiten. Wie recht doch beide haben.
Die Lieferengpässe bei Arzneimitteln erhöhen den Druck auf das Rabattvertragssystem der Kassen. Denn Experten gehen davon aus, dass die exklusive Ausschreibung von Arzneistoffen mit ein Grund für Lieferengpässe sein können. Wenn der exklusiv liefernde Hersteller ausfällt und aus welchen Gründen auch immer nicht liefern kann, sieht’s schlecht aus. Unionsfraktion und SPD denken daher darüber nach, exklusive Ausschreibungen künftig zu verbieten. Und die Linke will gleich ganz die Rabattverträge abschaffen. Huhu, mein liebes Tagebuch, da zittert die AOK schon: Rabattverträge sind nämlich eine Gelddruckmaschine für die Kassen. Und im AOK-System sind fast alle Ausschreibungen exklusiv. Und so sucht der AOK-Bundesverband nach Argumenten pro Exklusiv-Ausschreibung. Und die hat er schnell gefunden. Das größte Argument: Exklusivverträge haben sogar Vorteile! Ja, mein liebes Tagebuch, dass uns das noch nicht aufgefallen ist. Laut AOK können die Pharmafirmen so ihre Absatzmengen besser kalkulieren und müssen nicht mit anderen Anbietern konkurrieren. Ja, und die Patienten würden stabiler versorgt, unnötige Medikamentenwechsel würden vermieden. Und Exklusiv-Verträge wirken sich dazu noch positiv auf die Anbietervielfalt aus. Wer hätte das gedacht, mein liebes Tagebuch. Und überhaupt, mit Lieferengpässen sieht die AOK eh kein großes Problem. Tja, mein liebes Tagebuch, so bastelt sich jeder seine eigene Welt zurecht. Und die AOK glänzt mit ihren Wunschwelten ganz besonders.
5 Kommentare
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von Karl Friedrich Müller am 10.11.2019 um 15:15 Uhr
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von Karl Friedrich Müller am 10.11.2019 um 11:48 Uhr
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