Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

10.11.2019, 08:00 Uhr

Alles dreht sich ums E-Rezept? Nicht nur, es gibt auch noch anderes Schönes, aber auch Seltsames in dieser Woche. (Foto: Andi Dalferth)

Alles dreht sich ums E-Rezept? Nicht nur, es gibt auch noch anderes Schönes, aber auch Seltsames in dieser Woche. (Foto: Andi Dalferth)


9. November 2019

Mein liebes Tagebuch, es gibt sie noch, die guten Nachrichten rund um die Apotheke. Und hier ist eine: Die Bundeskanzlerin zeichnet das Program „Integration durch Qualifizierung - Apotheker für die Zukunft“ der Landesapothekerkammer Rheinland Pfalz mit dem Nationalen Integrationspreis 2019 aus. Zuständig für das Programm, das ausländische Apothekerinnen und Apotheker aus Nicht-Eu-Ländern auf die Prüfungen vorbereitet, um in deutschen Apotheken arbeiten zu können, ist die Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Bildungsträger „Medici in Posterum“. Die Teilnehmenden, zum Beispiel Flüchtlinge aus Syrien, werden in diesem Programm sprachlich und fachlich auf ihre Prüfungen vorbereitet, erhalten Unterstützung bei der Arbeit in Apotheken und Einzelbetreuung durch einen Tutor (einem ehrenamtlichen Apotheker). Dieses Engagement zeichnet die Bundeskanzlerin mit dem Integrationspreis 2019 aus. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Verleihung wird am 11. November stattfinden. Mein liebes Tagebuch, Danke an die LAK Rheinland-Pfalz für dieses Engagement.

 

Einen „einsamen Kampf“, so berichtet es die FAZ, führt eine Apothekerin aus München. Und das schon seit über einem Jahr. Apothekerin Martina Czech ist „einem Datenmissbrauch im Gesundheitswesen auf der Spur, aber stößt auf eine Mauer des Schweigens“, schreibt die FAZ. Was steckt dahinter? Die Münchner Apothekerin hat schon seit einigen Monaten den Verdacht, dass die Software ihres Warenwirtschaftssystems von ADG, einem IT-Haus, das zum Großhändler Phoenix gehört, ungefragt Kundendaten speichert und abfragt, heißt es in dem FAZ-Artikel: „Es könnte Hunderttausende oder Millionen Patienten betreffen. Czech will wissen, was dahinter steckt. Doch sie stößt auf Widerstände.“ Sie hatte sogar schon einen Informatikprofessor mit der Prüfung der Software beauftragt, der herausfand, dass das System z. B. gescannte Rezepte mit Patientendaten an einen Abrechnungsdienstleister digital übermittelte, obwohl die Funktion dafür deaktiviert war. Czech wirft ADG vor, keinerlei Interesse an einer Aufklärung des Falls zu haben. Vorwürfe erhebt die Apothekerin auch gegen die Datenschutzbehörden in Bayern und Baden-Württemberg, die sich nicht wirklich ihres Falls annähmen. Die bayerische Behörde habe ihr geraten, das Softwarehaus zu wechseln. Wenn das so war: Eine Super-Empfehlung, mein liebes Tagebuch, ist das nicht ein starkes Stück, wie hier mit dem Datenschutz umgegangen wird? Mittlerweile haben sich die Datenschützer das Problem angesehen, aber die Aufklärung laufe nur mehr als schleppend. Der FAZ-Artikel zitiert auch Thilo Weichert, der mehr als zehn Jahre Datenschutzbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein war. Er sagt: „Das ganze Vorgehen der ADG ist undurchsichtig. Die Apotheken bekommen eine Software geliefert, die sie nicht verstehen können. Es passieren Dinge im Hintergrund dieser Systeme, die offenbar niemand durchschauen soll.“ Mein liebes Tagebuch, wird es da nicht endlich Zeit, dass ADG mal dazu Stellung nimmt? Gibt es da vielleicht sogar eine Art "Schummelsoftware? Und wie sieht das die zu diesem Fall schweigende ABDA? Wie wollen wir Apothekers da glaubwürdig ins E-Rezept-Zeitalter gehen, wenn solche Vorwürfe im Raum stehen? 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

Rührend und naiv

von Karl Friedrich Müller am 10.11.2019 um 15:15 Uhr

Ist es, immer noch zu denken, aus dem BMG käme irgendwas, was fair wäre.
Der Bürger ist nicht interessant, nicht die Arbeitenden im Gesundheitswesen, nicht der Kranke.
Es geht anderen im Gesundheitswesen nicht viel anders als uns oder noch schlimmer. Ausgebeutet und mit ein paar warmen Sprüchen bedacht, interessant sind Gewinne, Renditen, Umsätze, Macht und Einfluss.
Wann sagt denen jemand, was Bismarck wollte? Ein Erzkonservativer, der immerhin so weit dachte, dass ein Kranker für die Gesellschaft nichts bringt und im Alter ein Überleben möglich sein sollte.
Solche Gedanken sind heute der reine Sozialismus oder Kommunismus. Weil unsere Politiker blind sind, überhaupt keine Vorstellung mehr vom Bürger haben.
Eine der größten Errungenschaften der Demokratie wird zerstört, ein unabdingbarer Teil der sozialen Gesellschaft

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Politik

von Anita Peter am 10.11.2019 um 15:14 Uhr

Meinen Glauben an die Politik habe ich diese Woche endgültig verloren, als sich Lauterbach und Co über die hohe Belastung der Politker beschwert haben.
Es bleibt aber Gott sei Dank noch genügend Energie für x Nebenjobs, sonstige Pöstchen sowie das Schreiben von Büchern.
Mich widert die deutsche Politik nur noch an. Wenn man sich die Wahlergebnisse anschaut geht es immer mehr Menschen so.

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Kein Grund zu Optimismus

von Karl Friedrich Müller am 10.11.2019 um 11:48 Uhr

„ Wer das Rennen macht? Ganz klar derjenige, der die endgültigen Spielregeln fürs E-Rezept am besten umsetzt. Aber diese Regeln, die gibt’s von der Gematik erst Mitte 2020. Und ein Makelverbot haben wir immer noch nicht.“

1. lese ich immer wieder, dass das BMG Hauptanteileigner der Gematik ist.
2. erstellt die Gematik die Spielregeln und legt fest, wer den Zuschlag bekommt.
3. kein Makelverbot
1+2+3= stinkt erheblich nach Korruption.
Ich bin sicher, dass DocMorris den Zuschlag bekommt, weil es das BMG so will und sicherlich Infos rechtzeitig an DM fliessen werden. Dazu wird DM machen können, was es will.
Es besteht kein Grund zum Optimismus, was die Apotheken vor Ort an geht. Der Plan ist weiterhin, uns zu behindern und zu zerstören.
Wer blickt bei der Digitalisierung noch durch? Ich nicht. Das ist vielleicht kein Wunder, aber bei vier Vielzahl der Anwendungen, Apps, Platformen, Anbieter blickt bestimmt der Normalo auch nicht mehr durch. Die Digitalisierung geht an den Wünschen und Möglichkeiten der Bürger vorbei.
Da wird dann durch den Bundestag das DVG beschlossen, das mal zuerst den Datenschutz aufhebt, den Anfang für die komplette Überwachung der Bürger bietet. Daten werden kaum verschlüsselt zur „Forschung“ frei gegeben. Wer profitiert? Spahn direkt? Das BMG? Auf jeden Fall Datenkraken und Konzerne, die uns zu Opfern und Objekten machen, die es auszunehmen gilt.
Der Datenschutz existiert nicht mehr.
Die AOK ist schon ein seltsamer Verein. Keine Schuld an Lieferengpässen. Wenn man bei den Rabattpartnern gut liefernde Firmen gegen andere austauscht, deren Namen man vorher nie gehört hat und die nicht liefern können, ist man schon schuld. Die alten haben Lager und Produktion reduziert. Die Neuen können nicht.
Da macht es schon Sinn, auf die einzuprügeln, die noch erhebliche Energien investieren (müssen), damit die Kunden versorgt werden. Mit Versand und Automaten wäre das Ganze schon zusammengebrochen. Wäre evtl. ganz gut, dann gingen die Leute mal auf die Barrikaden.
Aus Missachtung oder Verachtung hat der Bundestag unsere Frist zur Anbindung an die TI nicht verlängert. Unser schlafender Verein der Schweiger hätte da auch ein wenig früher reagieren können. Die Ärzte sind schon dran gewesen. Da ist es keine Überraschung, dass wir auch mal müssen...
Viele Ärzte verweigern die Anbindung, aus Datenschutz. So.
Ich wäre auch für ein mehr analoges Leben. Wir sind Spielball fremder Interessen, weder Regierung noch Bundestag verhindern das. Das ist ein Bruch ihrer Aufgaben und des Eids. Diese Leute können zurücktreten, wie die ABDA, und dürften nie wieder kandidieren oder ein öffentliches Amt bekleiden.
Ich sehe vor allem Unehrlichkeit und Korruption, wobei es Spahn ganz ungeniert auf die Spitze treibt. Er verbirgt es nicht mal. Und trotzdem verschließen alle die Augen.
Wie gesagt. Es gibt keinen Grund für Optimismus. Der Zug ist Richtung Versand abgefahren, die Weichen gestellt. Von Spahn. Und desinteressierten Abgeordneten und naiver ABDA.

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Es wird Zeit…

von Gunnar Müller, Detmold am 10.11.2019 um 9:14 Uhr

... dass die Apothekerschaft nicht länger wie der Hase den Igeln hinterher läuft!
Viele unserer „langjährig bewährten“ Spitzen haben den Berufsstand Stück für Stück abgewirtschaftet.
Die Zeit ist reif für einen Wechsel!

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