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7. November 2019
Spahn macht Dampf, er treibt die Digitalisierung im Gesundheitswesen voran wie kein anderer. Ein wichtiges Ziel hat er schon erreicht: Der Bundestag hat dem Vorhaben des Bundesgesundheitsministeriums zugestimmt: Das Digitale Versorgung Gesetz (DVG) ist schon auf der Zielgeraden und soll im Januar 2020 in Kraft treten. Für uns Apothekers wichtig: Bis Ende September 2020 müssen alle Apotheken in Deutschland an die Telematikinfrastruktur (TI) angebunden sein. Diese TI ist quasi die schnelle Datenautobahn des Gesundheitswesens, auf der künftig unter anderem E-Rezepte und E-Medikationspläne verschickt werden sollen. Mein liebes Tagebuch, schaffen wir die rechtzeitige Anbindung? Mal vorsichtig gesagt: Wohl eher nicht. An vielen Stellen hakt es noch: Die Apotheken müssen mit neuen Geräten wie z. B. Konnektoren und Kartenlesegeräten ausgestattet werden. Da klemmt’s noch gewaltig. Die ABDA hatte sich schon für einen Aufschub bis Ende 2020 stark gemacht, ist damit aber gescheitert. Und wenn wir’s also nicht schaffen, was dann? Sanktionen sind im Gesetz für uns jedenfalls nicht vorgesehen. Aber es gibt wohl eine kräftige Watschen. Immerhin geht Spahn davon aus, dass wir ein ureigenes Interesse daran haben, so schnell wie möglich auf der Datenautobahn zu fahren. Wie schön, dass er das glaubt. Mein liebes Tagebuch, was im Digitale Versorgung Gesetz allerdings nicht geregelt wird, ist das Makelverbot für E-Rezepte, das wir unbedingt brauchen, wenn kein Wildwest beim E-Rezept entstehen soll. Ein Makelverbot steht im Apothekenstärkungsgesetz. Das aber hängt derzeit noch fest wegen der Prüfung durch die EU-Kommission. Warum hat Spahn das Makelverbot nicht ins Digitale Versorgung Gesetz ausgegliedert?
GERDA rennt. Naja, mein liebes Tagebuch, sagen wir mal, GERDA hat sich auf den Weg gemacht. GERDA ist das E-Rezept-Modellprojekt in Baden-Württemberg, an dem Landesapothekerkammer und -apothekerverband beteiligt sind. Auf einer Pressekonferenz machten Kammer und Verband öffentlichkeitswirksam auf den Start des Modellprojekts aufmerksam. Mein liebes Tagebuch, hoffentlich hat GERDA eine ausreichende Medienpräsenz – sonst glaubt die Bevölkerung womöglich noch die Werbesprüche vom Versender DocMorris, der schon auf vielen Werbetafeln mit dem E-Rezept wirbt. Also, GERDA wird nun in Stuttgart und im Landkreis Tuttlingen erprobt. Übrigens, GERDA bedeutet „Geschützter E-Rezept-Dienst der Apotheker“ – was soviel heißt wie: gesetzlich versicherte Patienten haben die Möglichkeit, ihre digitalen Verordnungen aus der Online-Sprechstunde sicher und geschützt in einer örtlichen Apotheke ihrer Wahl einzulösen. Das Projekt wird sogar vom Sozialministerium Baden-Württemberg mit einer Million Euro gefördert. Wie bei allen digitalen Projekten klemmt’s allerdings noch ein bisschen. Bis jetzt können Patienten in den Testgebieten erst in zehn Apotheken ihre E-Rezepte einlösen: Es hakt noch bei der Software der Warenwirtschaftshäuser. Und Apotheken, die mit dem System von CGM Lauer arbeiten, sind gleich ganz außen vor, weil dieses IT-Haus ein eigenes E-Rezept-Modellprojekt aufgesetzt hat. Mein liebes Tagebuch, es ist eben wie mit allem und wie im richtigen Leben: Man kriegt nie alle unter einen Hut.
DocMorris schläft nicht. Ebenfalls noch im November will auch der Versender sein E-Rezept-Projekt starten. Im Gegensatz zu den vollmundigen Aussagen auf Plakaten, mit denen DocMorris fürs E-Rezept wirbt, dürfte das Pilotprojekt des Versenders noch in bescheidenem Rahmen ablaufen: Laut DAZ.online-Informationen sind derzeit fünf Arztpraxen und zehn Patienten beteiligt. Über die Zahl der Apotheken, die beim E-Rezept-Versuch von DocMorris mitmachen, schweigt sich der Versender aus. Mein liebes Tagebuch, also schau’n mer mal, wie das weitergeht. Letztlich wird auch DocMorris auf die Gematik-Spielregeln warten müssen.
5 Kommentare
Sehen auch andere so
von Karl Friedrich Müller am 11.11.2019 um 7:00 Uhr
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Rührend und naiv
von Karl Friedrich Müller am 10.11.2019 um 15:15 Uhr
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Politik
von Anita Peter am 10.11.2019 um 15:14 Uhr
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Kein Grund zu Optimismus
von Karl Friedrich Müller am 10.11.2019 um 11:48 Uhr
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Es wird Zeit…
von Gunnar Müller, Detmold am 10.11.2019 um 9:14 Uhr
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