Neue Studie mit internationalen Vergleichsdaten

Buchpreisbindung: mehr Absatz, mehr Buchhandlungen und günstigere Preise

13.11.2019, 07:00 Uhr

Bücher gehören zu den wenigen preisgebundenen Waren. Eine neue Studie zeigt positive Folgen dieser Preisbindung. (Foto: imago images / Eibner) 

Bücher gehören zu den wenigen preisgebundenen Waren. Eine neue Studie zeigt positive Folgen dieser Preisbindung. (Foto: imago images / Eibner) 


Neben Rx-Arzneimitteln gehören Bücher zu den wenigen preisgebundenen Waren. Eine neue Studie mit der bisher größten Datenbasis zeigt deutliche positive Folgen der Buchpreisbindung: mehr unabhängige Buchhandlungen, mehr Absatz von Büchern, im Durchschnitt günstigere Buchpreise und mehr Erfolg für weniger bekannte Autoren. Ein Rechtsgutachten bekräftigt zudem die Vereinbarkeit mit dem EU-Recht.

Während der Europäische Gerichtshof im Oktober 2016 die angeblich unzureichenden Daten für die Begründung der Arzneimittelpreisbindung bemängelte, gibt es zum Buchmarkt immer wieder neue gute empirische Studien. In der vorigen Woche präsentierte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels eine in seinem Auftrag erstellte, neue Untersuchung unabhängiger Wissenschaftler mit der bisher größten Datenbasis. Dazu gehören auch internationale Vergleiche zwischen Ländern mit und ohne Preisbindung.

Mehr Absatz und weniger Marktkonzentration bei Preisbindung

Die ökonomische Analyse stammt von der Arbeitsgruppe um den Volkswirtschaftler Prof. Dr. Georg Götz an der Universität Gießen. Götz erklärte dazu: „Auf Grundlage einer umfassenden, bisher so nicht verfügbaren Datenmenge aus zahlreichen Ländern konnten wir die wirtschaftlichen Auswirkungen der Buchpreisbindung tiefgehend analysieren. Wir haben viele positive Effekte der Preisbindung auf den Buchmarkt festgestellt.“ Als einen dieser Effekte beschreibt die Studie das Erhalten unabhängiger Buchhandlungen. Nach Abschaffung der Buchpreisbindung in Großbritannien sei die Zahl der unabhängigen Buchhandlungen dort von 1995 bis 2001 um rund 12 Prozent gefallen, in Deutschland dagegen nur um 3 Prozent. Außerdem sei die Marktkonzentration in Deutschland viel geringer. In Großbritannien habe allein Amazon einen Marktanteil von 45 bis 50 Prozent, kleine Buchhandlungen nur 5 bis 10 Prozent. Dagegen macht der ganze Online-Markt in Deutschland nur 20 Prozent aus, 20 Prozent entfallen auf Filialisten und 30 Prozent auf den unabhängigen Buchhandel. Der Erhalt des stationären Buchhandels fördert gemäß der Studie die Nachfrage nach Büchern. Demnach werden in Deutschland durchschnittlich 6100 Bücher pro Jahr weniger abgesetzt, wenn eine Buchhandlung schließt. Denn die Kunden wechseln nur teilweise zum Versand.

Studienergebnis: Preisbindung macht Bücher billiger

Außerdem heißt es in der Studie: „Die Buchpreisbindung macht Bücher im Schnitt billiger.“ Damit entkräftet die Studie das Hauptargument der Gegner der Buchpreisbindung. Gemäß der Studie stieg der Durchschnittspreis für Bücher in Großbritannien zwischen 1996 und 2018 um 80 Prozent. In Frankreich habe der Anstieg nur 24 Prozent und in Deutschland 29 Prozent betragen - in diesen beiden Ländern gilt eine Preisbindung. Nur Bestseller seien in Großbritannien billiger. Bei etwa gleichem Absatzanteil würden die 500 meistverkauften Titel in Deutschland 26,6 Prozent des Umsatzes ausmachen, in Großbritannien nur 21,5 Prozent. Denn für gut verkaufte Bücher würden die Händler bessere Rabatte erzielen, die sie an die Kunden weitergeben könnten.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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6 Kommentare

Preisbindung

von Holger am 14.11.2019 um 8:09 Uhr

Vorangestellt sei, dass ich FÜR die Preisbindung von Rx bin, weil wir sonst bald Verhältnisse wie bei den Schlüsseldiensten hätten!

Ein Argument GEGEN eine solche Preisbindung fehlt aber in der bisherigen Diskussion und auch darauf sollten wir vorbereitet sein. Bücher zum Festpreis kauft der Kunde auf eigene Rechnung. Den Großteil der preisgebundenen AM bezahlt aber die GKV - und die steckt doch im Wesentlichen hintern den Bestrebungen zur Aufhebung der Preisbindung! Sinken die Preise, profitiert sie davon. Steigen die Preise, regelt sie über Maximalerstattungsbeträge, dass dieses Risiko auf ihre Mitglieder abgewälzt wird.

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Der Unterschied zum Arzneimittel ist...

von Michael Mischer am 13.11.2019 um 11:46 Uhr

... dass ausländische Buchhändler jederzeit eine Filiale in Deutschland eröffnen können. Wer also mit dem stationären Buchhandel konkurrieren möchte, kann dies jederzeit tun - es gibt kein Fremdbesitzverbot.

Wenn man das EuGH-Urteil zu DocMorris nochmals ansieht, dann ist das einer Ausgangspunkte der Richter: DocM darf in Deutschland keine Filiale eröffnen und auf Ebene der Vorort-Apotheke konkurrieren. Damit muss es einen Versandhandel betreiben - und um diesen gegen die persönliche Beratung vor Ort konkurrenzfähig zu machen, muss DocM Preiswettbewerb betreiben dürfen.

Man kann das für blödsinnig halten, insbesondere wenn man sieht, welche Bedeutung Amazon im Buchmarkt hat - ohne Filialen und unter Preisbindung - aber das ist ein Teil des Urteils und begründet, warum die Buchpreisbindung hält, die für Arzneimittel nicht.

Wenn, ja wenn man die Preisbindung vor Gericht besser begründet hätte... Aber da fehlte den Vertretern der Bundesregierung irgendwie der Biss - so mein Eindruck. Und jetzt liegt das Kind im Brunnen... Und ob die Aufhebung des Fremdbesitzverbots bei Erhalt der Preisbindung eine Lösung gewesen wäre, das wage ich nicht mal zu diskutieren.

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AW: Der Unterschied zum Arzneimittel ist

von Anita Peter am 13.11.2019 um 13:10 Uhr

Dass das Urteil ein krasses Fehlurteil war, ist ja hinlänglich bekannt.
"Weil DoMo nicht so gut beraten kann, muss es Boni geben dürfen"
So eine Aussage steht dem Schutz der Gesundheit doch diametral gegenüber oder?
Dann müssten Ärzte mit vielen Behandlungsfehlern auch Boni geben dürfen, damit sie mit den anderen Ärzten weiter konkurrieren können.

Unfähige Standes"führung"

von Dr. Alfred Stuhler am 13.11.2019 um 8:53 Uhr

Kann mir mal jemand erklären, warum unsere sogenannte Standesführung nicht in der Lage ist, solche Gutachten auf den Weg zu bringen und in der Öffentlichkeit unseren Großkapital hörigen Politikern um die Ohren zu hauen ?

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AW: Unfähige Standes"führung"

von Anita Peter am 13.11.2019 um 10:57 Uhr

Amateure haben nur im DFB Pokal eine Chance gegen Profis. In der Politik sieht das anders aus. Da werden unsere Amateure regelmäßig abgewatscht und für dumm verkauft.
3% in 15 Jahren, Verzicht auf RXVV usw usw. Andere würden schon lange ihren Hut nehmen. Aber unsere Tagträumer bauen sich lieber ihr "Paharamazeutisches-Diensteleistungs-Luftschloss"

Nur politischer Vernichtungswille

von ratatosk am 13.11.2019 um 8:12 Uhr

Auch dies zeigt die Lügen und den Vernichtungswillen gegenüber den Apotheken. Aber Fakten zählen bei diesem Ziel schon lange nicht mehr, nur ideologische Verblendung ( Ulla , Glaeske und Co. ) oder einfach nur Inkompetenz, oder andere Interessen wie gute Verbindungen zum Großkapital aufzubauen, man kann ja auch abgewählt werden.

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