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Superinfektion bei Neurodermitis
Von Kopf bis Fuß: Einmal täglich mit Octenidin ansprühen
Beim 42. Heidelberger Herbstkongress zum Thema Kinder und Jugendliche ging es auch um Neurodermitis. Den Vortrag dazu hielt die geschäftsführende Oberärztin am Universitätsklinikum des Saarlandes Prof. Dr. med. Claudia Pföhler. Neben neuen Forschungserkenntnissen zum Thema Juckreiz hatte Pföhler auch einige ungewöhnliche Praxis-Tipps im Gepäck: „Die Antiseptika kommen.“
Hatten Sie in der Apotheke schon einmal den Eindruck ein Kind beziehungsweise dessen Eltern haben einen ungewöhnlich hohen Verbrauch an Octenidin-Lösung? Dann könnte das an der Empfehlung des behandelnden Dermatologen liegen, das Kind in akuten Phasen einer Superinfektion bei Neurodermitis einmal täglich am ganzen Körper mit Octenidin einzusprühen. Solche Empfehlungen bekommen zumindest Kinder an der Klinik für Dermatologie des Universitätsklinikums des Saarlandes – und das bereitet den Kindern offenbar sogar Freude: „Taucherbrille auf“ und einmal von Kopf bis Fuß mit dem Antiseptikum Octenidin einsprühen lassen. So beschrieb die Geschäftsführende Oberärztin Prof. Dr. med. Claudia Pföhler auf dem 42. Heidelberger Herbstkongress das an ihrer Klinik praktizierte Vorgehen gegen Superinfektionen. Generell waren die Superinfektionen bei Neurodermitis Pföhler bei ihrem Vortrag ein Anliegen: Gerade bei immunsuppressiven Therapien solle man diese immer im Hinterkopf behalten.
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Wer angesichts der etwas radikalen Empfehlung noch skeptisch ist, DAZ.online hat einen Blick in die entsprechenden Fachinformationen geworfen. Dort steht, dass „dem Auftragen mittels Tupfern“ der Vorzug zu geben ist. „Auf schwer zugänglichen Stellen kann das Präparat auch aufgesprüht werden“, heißt es dort. Außerdem ist die kontinuierliche Anwendung ohne ärztliche Kontrolle auf 14 Tage beschränkt. Und Octenidin sollte nicht in größeren Mengen verschluckt werden. Jedoch scheint hier das Risiko gering zu sein: „Eine akzidentielle orale Einnahme von Octenisept® wird als nicht gefährlich erachtet. Octenidindihydrochlorid wird nicht resorbiert, sondern über die Faezes ausgeschieden. Reizungen der Magen-Darm-Schleimhaut bei oraler Einnahme von Octenisept® in höheren Dosen sind nicht auszuschließen.“
In einem FAQ-zu Octenisept® erfährt man, dass bei Kindern, Säuglingen und Frühgeborenen keine Anwendungseinschränkungen bestehen, wie z. B. für PVP-Iod: „Zur großflächigen und häufigeren Anwendung im Rahmen der Ganzkörper-Waschung bei Besiedlung mit multiresistenten Bakterien (z.B. MRSA) liegen bei Frühgeborenen und Neugeborenen mit unreifer Haut (z.B. eingeschränkte Barrierefunktion der Haut) allerdings keine Erfahrungen vor.“
Und so ist das beschriebene Vorgehen wohl tatsächlich eher eine ungewöhnliche Methode, aber – wenn man Pföhlers Ausführungen folgt – in den jeweiligen Situationen angebracht.
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