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Jour fixe Lieferengpässe
BfArM: Engpässe bei Arzneimitteln, Entspannung bei Schutzausrüstung
Am 13. Mai 2020 besprach sich der Jour fixe beim BfArM zu Liefer- und Versorgungsengpässen in der Coronakrise. Kurz gefasst: Die Versorgungslage in Krankenhäusern und Apotheken ist entspannter, dennoch persistieren Engpässe bei versorgungsrelevanten Arzneimitteln. Zudem könnte der Arzneimittelbedarf durch Wiederaufnahme des OP-Betriebs zusätzlich steigen. Auch die Normalstationen will das BfArM nun stärker auf ihre Arzneimittelverbräuche hin überwachen, da die meisten COVID-19-Patienten dort versorgt würden.
Die Coronakrise samt ihrer Kontaktbeschränkung trifft auch die Teilnehmer des Jour fixe beim BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) zu Liefer- und Versorgungsengpässen. Aufgrund der angespannten Versorgungslage – mit Schutzkleidung, Desinfektionsmittel, zahlreichen Arzneimitteln – wurden die Jour-fixe-Intervalle bereits im März auf einen zweiwöchigen Abstand verkürzt, die Besprechungen finden seither telefonisch statt. Nun hat das BfArM das Kurzprotokoll der letzten Sitzung vom 13. Mai 2020 veröffentlicht. Außerdem wurde vereinbart, sich künftig nur noch alle vier Wochen zu besprechen.
Keine Engpässe bei Schutzkleidung und Desinfektionsmittel mehr
In manchen Bereichen beobachten die Jour-fixe-Teilnehmer Entspannung: „Die Engpässe bei Schutzkleidung und Desinfektionsmittel konnten behoben werden“, aktuell sei eine GMP-konforme Herstellung sichergestellt und Produktionsausfälle nicht zu erwarten. Auch die Versorgungslage mit Arzneimitteln in Apotheken und Kliniken zeigt sich nach Einschätzung des Jour fixe, „aufgrund der getroffenen Maßnahmen und der sinkenden Anzahl zu behandelnder Patienten in der Fläche generell leicht entspannt“. Die Verordnungszahlen von Hydroxychloroquin und Paracetamol zeigten derzeit ebenfalls keine Auffälligkeiten. Nachdem Ibuprofen, bislang wissenschaftlich unbelegt, in Verdacht geriet, COVID-19-Verläufe zu verkomplizieren und Hydroxychloroquin eine zeitlang als Hoffnungsträger bei Corona-bedingten Erkrankungen galt, war die Nachfrage nach Paracetamol und dem Malariamittel kurzzeitig enorm gestiegen.
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Dennoch gebe es auch weiterhin Lieferengpässe bei versorgungsrelevanten Arzneimitteln, die für die Behandlung von COVID-19-Patienten benötigt werden. Als Indikator hierfür werden die beim BfArM gemeldeten Lieferengpässen herangezogen.
Weitere Lieferengpässe durch OP-Betrieb befürchtet
Der überwiegende Teil an COVID-19-Patienten kann in den Krankenhäusern auf Normalstationen behandelt werden. Daher prüft das BfArM, ob zusätzlich zum Monitoring des Arzneimittelbedarfs auf Intensivstationen (hier hatte das BfArM mit 2,5-mal mehr Arzneimitteln gerechnet) auch die Entwicklung auf Normalstationen beobachtet werden könnte. Wichtig ist nach Ansicht der Jour-fixe-Teilnehmer auch, dass in den Kliniken zunehmend der Operationsbetrieb wieder aufgenommen wird. „Damit wird der Arzneimittelverbrauch wieder zunehmen“, geben sie zu bedenken. Daher müssten auch weiterhin alle Anstrengungen unternommen werden, um eine solide Arzneimittelversorgung sicherstellen zu können.
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Probleme bei der Arzneimittelproduktion macht nach wie vor Indien. Zwar würden sich Lieferengpässe in Deutschland aufgrund des dortigen Lockdowns bislang nicht niederschlagen, doch gingen vermehrt Anfragen beim BfArM dazu ein. Man müsse weiter kritisch bewerten und engmaschig beobachten. Hingegen habe sich die innereuropäische Transportsituation weitgehend normalisiert, der Großhandel könne kontinuierlich beliefert werden und dadurch auch die Apotheken. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) informiert zudem über die „europäischen Ansätze, die Wirkstoff- und Arzneimittelproduktion wieder verstärkt in der EU zu etablieren“.
BMG prüft weitere Eilverordnung
Das BMG prüfe derzeit, ob und gegebenenfalls wie eine erweiterte Bevorratung in den Kliniken durch eine weitere Eilverordnung positiv beeinflusst werden könnte. Die geplante „Medizinischer Bedarf Versorgungssicherstellungs-Verordnung“ (MedBVSV) befinde sich in der fortgeschrittenen internen Abstimmung, ein Verkündungstermin könne nicht genannt werden.
Ein BMG-Sprecher erklärte diese Woche auf Nachfrage von DAZ.online, dass sich die Verordnung im Notifizierungsverfahren mit der Europäischen Kommission befinde. Offenbar ist aber bald mit ihrer Veröffentlichung zu rechnen.
Welche Wirkstoffe sind knapp?
Elf Rückmeldungen erhielt das BfArM auch zu Anfragen bei den pharmazeutischen Unternehmen. Diese waren seit Beginn der Coronakrise angehalten, Arzneimittel, die aufgrund formaler Mängel vernichtet werden sollten, zunächst nicht zu vernichten, damit bei tatsächlichen Versorgungsengpässen notfalls auf die Präparate zurückgegriffen werden kann. Dem BfArM wurden 59 Arzneimittel (zehn verschiedene Wirkstoffe) gemeldet, von denen 17 einen Wirkstoff der ICU-Wirkstoffliste enthielten. In Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung wird entschieden, ob einzelne Arzneimittel für den Verkehr freigegeben werden.
Bestehende und sich abzeichnende relevante Engpässe
Im Fokus stehen weiterhin insbesondere Wirkstoffe, die in der intensivmedizinischen Versorgung benötigt werden. Eine eigens eingerichtete Taskforce hatte eine Liste mit etwa 20 Wirkstoffen dazu erstellt. Unter anderem fallen Propofol, Midazolam, Morphin, Meropenem, Norepinephrin und Atemkalk darunter. Einzelne Kliniken haben zur Überbrückung von Lieferengpässen, vorzugsweise für den eigenen Bedarf, die Eigenherstellung für Arzneimittel mit verschiedenen Wirkstoffen aufgenommen. Auch das UKE Hamburg will Arzneimittel für Coronapatienten selbst herstellen.
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Allerdings eignen sich nicht alle Wirkstoffe in gleichem Maß für die Eigenherstellung in Krankenhäusern. Propofol ist beispielsweise aufgrund der Lipidfromulierung als Emulsion ein eher schwieriger Kandidat. Hingegen sind Clonidin, Midazolam, Fentanyl und Sufentanil geeigneter. Laut Jour-fixe-Protokoll betonten alle Teilnehmer, dass die Eigenherstellung durch Klinken nur als ad hoc-Maßnahme zu verstehen ist und eine ordnungsgemäße Versorgung mit Fertigarzneimitteln der Regelfall sein muss.
Entwarnung gibt es auch für Epirubicin und Doxorubicin in der Tumorversrogung. Durch GMP-Zertifizierung einer Herstellungsstätte in Deutschland werde sich nach aktuellem Stand die Versorgungssituation in der nächsten Zeit wieder deutlich verbessern.
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