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24.Juni 2020
Kammerversammlung in Hessen, live und in Farbe. Ok, so manche Delegierten trauten sich wohl nicht wirklich, in Corona-Zeiten an der Präsenzveranstaltung teilzunehmen, aber die 18 Delegierten, die sich doch einfanden, sorgten für Beschlussfähigkeit. Und sie schickten deutliche Signale nach Berlin ins Apothekerhaus. Kritik übte Kammerpräsidentin Ursula Funke am geplanten ABDA-Haushalt, der 2020 erneut steigen soll, gespeist aus Beitragserhöhungen der Mitglieder und der wirtschaftenden ABDA-Töchter. Ja, die Kostenargumentation der ABDA höre sich zwar schlüssig an, so Funke, aber sie sehe keine Bereitschaft, auch mal über Kosteneinsparungen nachzudenken. Eine Strukturanalyse der ABDA sei daher unbedingt notwendig. Mein liebes Tagebuch, wie wahr! Allerdings wird das erst eine Aufgabe für den oder die nächsten ABDA-Präsident*in. Was in Hessen auch Thema war: Unser Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG), das uns honorierte pharmazeutische Dienstleistungen und ein Rx-Boni-Verbot bringen soll, droht „der Diskontinuität zum Opfer zu fallen“, sprich, es dümpelt dahin, es versickert im Nirwana und wir gehen leer aus. Deshalb entschloss man sich zu einer Resolution: Sollte es europarechtliche Bedenken gegen ein Rx-Boni-Verbot geben, wird der Gesetzgeber aufgefordert, „…die Rückführung des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln auf das europarechtlich gebotene Maß unverzüglich als Gesetzesvorlage in den Deutschen Bundestag einzubringen“. Im Klartext: Wenn es jetzt nicht rasch mit dem Apothekenstärkungsgesetz vorangeht, fordern wir das Rx-Versandverbot. Und noch einen Punkt gab’s auf der hessischen Delegiertenversammlung: Nein, sagte die Kammerpräsidentin Funke, sie wolle bei der Wahl im Herbst nicht als ABDA-Präsidentin antreten. Mein liebes Tagebuch, bisher hat lediglich Gabriele Overwiening ihre Kandidatur bekannt gegeben. Aber bis zum Herbst liegt noch ein Sommer vor uns – und da mögen vielleicht noch der einen oder anderen Person aus Kammer- oder Verbandskreisen, in der Hängematte liegend, heiße Gedanken auf eine Kandidatur kommen.
Seit Oktober 2016, seit dem EuGH-Urteil, gibt es die Schieflage im Apothekenmarkt: Ausländische Arzneimittelversender haben gegenüber den deutschen Vor-Ort-Apotheken Preisvorteile – für die EU-Versender gibt es keine Preisbindung bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Das setzt unseren deutschen Apotheken zu, die flächendeckende Versorgung durch Apotheken in Deutschland ist gefährdet. Unsere Forderungen, entweder die Preisbindung für EU-Versender im Sozialrecht einzuführen, hängt vor der EU-Kommission fest. Und die bessere Alternative, ein Rx-Versandverbot, existiert nur in Resolutionen. Eine missliche Lage. So sieht das auch Kai Vogel, Leiter Gesundheit beim Bundesverband der Verbraucherzentrale. Es brauche „endlich eine Entscheidung der Politik, wie es nun weitergehen soll – und damit Klarheit für alle Beteiligten“, sagt er. Planungssicherheit bräuchten an erster Stelle die Apotheker. Wobei Vogel deutlich aber macht, dass ein Rx-Versandverbot für ihn keine zeitgemäße Lösung wäre. Vogel denkt aber natürlich in erster Linie an seine Klientel, die Verbraucher. So findet er, dass die Abschaffung der Patientenzuzahlungen geprüft werden sollte. Das könnte für Patienten auch den Anreiz beseitigen, bei ausländischen Versendern zu bestellen „aufgrund einer erwarteten Verringerung der anfallenden Zuzahlung“. Da ist was dran, mein liebes Tagebuch, fraglich, ob es realistisch ist. Vogel möchte allerdings auch, dass deutsche Apotheken „begrenzte Preisspielräume bekommen, um Benachteiligungen gegen ausländische Versender zu vermeiden. Mein liebes Tagebuch, da wird es allerdings noch fraglicher, denn „Preisspielräume“ bei Rx bedeutet nur eine Richtung: nach unten.
11 Kommentare
Verwirrung
von Karl Friedrich Müller am 28.06.2020 um 15:45 Uhr
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AW: Verwirrung
von Wolfgang Müller am 28.06.2020 um 16:48 Uhr
AW: Verwirrung
von Karl Friedrich Müller am 28.06.2020 um 21:23 Uhr
AW: Pharma-Ken und Barbie auf Twitter
von Wolfgang Müller am 28.06.2020 um 22:42 Uhr
Lemming Walk
von Wolfgang Müller am 28.06.2020 um 12:26 Uhr
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Weiter so...
von Ulrich Ströh am 28.06.2020 um 10:51 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Weiter so ...
von Christian Timme am 28.06.2020 um 11:04 Uhr
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von Anita Peter am 28.06.2020 um 8:36 Uhr
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Avoxa - und die Expopharm....
von Gunnar Müller, Detmold am 28.06.2020 um 8:34 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Avoxa - und die Expopharm ... Über- oder Verstimmt ...
von Christian Timme am 28.06.2020 um 10:50 Uhr
AW: Avoxa - und die Expopharm
von Dr.Diefenbach am 28.06.2020 um 16:21 Uhr
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