Halbjahreszahlen

Planmäßige Umsatzsteigerungen bei Zur Rose

Stuttgart - 20.08.2020, 10:30 Uhr

Die Schweizer Zur Rose Group kauft und kauft: Die Umsätze steigen, das Ergebnis bleibt negativ. (m / Foto: Zur Rose)

Die Schweizer Zur Rose Group kauft und kauft: Die Umsätze steigen, das Ergebnis bleibt negativ. (m / Foto: Zur Rose)


Die schweizerische DocMorris-Mutter, die Zur Rose-Gruppe, sieht sich in ihrer Halbjahres-Bilanz „auf Zielkurs“: Wie bereits Mitte Juli kommuniziert, habe man den Umsatz steigern können. Durch die Apotal-Übernahme habe man die „Nummer-1-Position in Deutschland“ ausgebaut. Die bisherige Plattformstrategie soll fortgesetzt werden.

Man habe die Wachstums- und Plattformstrategie auch im ersten Halbjahr 2020 planmäßig fortgesetzt, teilte Zur Rose am gestrigen Mittwoch den Medien mit. Inklusive des Umsatzes der 2018 akquirierten Medpex sei der Umsatz im ersten Halbjahr 2020 um 9,2 Prozent auf 809,9 Millionen Schweizer Franken (rund 750 Millionen Euro) gestiegen. Das Ergebnis (EBITDA) bleibt jedoch negativ, es beläuft sich auf minus 24,5 Millionen Franken (ca. 22,3 Millionen Euro). Gründe dafür seien unter anderem Aufwendungen für „ Akquisitionen und Integrationen“. Aber auch ohne diese „Aufwendungen für die Wachstumsinitiativen E-Rezept und europäische Expansion“ beläuft sich die bereinigte EBITDA-Marge auf minus 0,4 Prozent. Das liege aber im Bereich des prognostizierten Zielkorridors für das Gesamtjahr, heißt es von Zur Rose.

Was der schweizerische Arzneiversandkonzern unter „europäischer Expansion“ versteht, hat er in den letzten Monaten und Jahren deutlich gezeigt. Der letzte Coup war Mitte Juli die Mitteilung, das Münchner Telemedizin-Start-Up TeleClinic für einen „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“ übernommen zu haben. Mit dem Kauf des nach eigenen Angaben Marktführers im Bereich Fernbehandlung wolle man das „Zur Rose-Gesundheitsökosystem“ um einen strategischen Baustein erweitern.

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Kurz zuvor, Ende Juni, hatte Zur Rose bekanntgegeben, die deutsche Versandapotheke Apotal zu kaufen, am Dienstag dieser Woche konnte bereits Vollzug gemeldet werden: Man habe die Übernahme erfolgreich abgeschlossen, hieß es von der DocMorris-Mutter.

2018 hatten die Schweizer die Arzneiversender Medpex und Apo-Rot übernommen, außerdem die spanische Promofarma, einen E-Commerce-Marktplatz für Gesundheits-, Kosmetik- und Körperpflegeprodukte. Kurz vor dem Jahresende 2017 verleibte man sich die Eurapon Pharmahandel aus Bremen und die holländische Vitalsana B.V. ein. Letztere soll nun mit DocMorris verschmolzen werden.

Diese Übernahmen festigen den Rang von Zur Rose als Marktführer unter den Arzneimittelversendern nach Deutschland. Apotal hatte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 157 Millionen Euro erzielt. Nach der nun erfolgten Übernahme gehen die rund 1,1 Millionen Apotal-Kunden auf Zur Rose über. Deren Kundenzahl soll 2020 um mehr als die Hälfte von 6 auf über 9 Millionen steigen.

Plattform-Strategie und Marktplatz-App

Angesichts dieser Akquisitionen kann die Ankündigung, die vor einiger Zeit ausgerufene Plattform-Strategie weiter zu forcieren, durchaus auch als Warnung verstanden werden. Der Hauptfokus liege auf dem Aufbau eines eigenen Gesundheitsökosystems, in dem sich qualifizierte Anbieter mit Produkten, Dienstleistungen und digitalen Services vernetzen können. Die gerade vollendete TeleClinic-Übernahme wird in diesem Zusammenhang als „ein wichtiger erster Baustein dieser Strategie“ bezeichnet, der das Zur Rose-Angebot um telemedizinische Dienstleistungen ergänzt.

Für das vierte Quartal 2020 kündigen die Schweizer die Lancierung ihrer „DocMorris-Marktplatz-App“ an. Mit ihr sollen E-Rezepte wahlweise in Vor-Ort-Apotheken oder bei Online-Versendern eingelöst werden können. Auch ein direkter Zugang zum telemedizinischen Angebot und Einkäufe von rezeptfreien Medikamenten sowie Gesundheits- und Pflegeprodukten sollen darüber möglich sein.



Dr. Benjamin Wessinger (wes), Apotheker, DAZ-Chefredakteur
redaktion@daz.online


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