Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

25.04.2021, 07:45 Uhr

Wir Apothekers sind meist die gekniffenen – Opfer unseres eigenen Erfolgs, weil wir zu gut sind. (Foto: Alex Schelbert)

Wir Apothekers sind meist die gekniffenen – Opfer unseres eigenen Erfolgs, weil wir zu gut sind. (Foto: Alex Schelbert)


Wie sind unsere Apotheken? Zu gut darin, sich selbst zu helfen, „wir sind Opfer unseres eigenen Erfolgs geworden“ – und deswegen werden wir Apothekers von der Politik leider zu oft vergessen – beschreibt es unser Ex-ABDA-Präsident Schmidt. Schön formuliert. Beispiele gefällig? Unser supergutes Funktionieren in der Pandemie ohne Mehrhonorar, die reibungslose Maskenausgabe trotz gekürzter Margen, die perfekte Belieferung der Praxen mit Vials trotz zu geringer Vergütung und zahlreicher Zusatzkosten, auf denen wir sitzenbleiben. Unser Honorar dafür ist deutlich zu wenig, sagt unsere ABDA-Präsidentin Overwiening und hofft auf Anpassung. Und wir hoffen, dass die ABDA da nicht locker lässt und die Anpassung auch durchsetzt. 

19. April 2021

Testen, testen, testen – das gilt auch für das Apothekenpersonal. Betriebe, auch Apotheken, werden dazu verpflichtet. Mindestens zweimal in der Woche müssen die Arbeitgeber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Testangebot machen, so will es die SARS-CoV-2-Arbeitschutzverordnung. Getestet werden muss mit Corona-Tests, mit deren Hilfe ein direkter Erregernachweis möglich ist – also PCR- und Antigen-Selbsttest sowie Tests, die durch geschultes Personal anzuwenden sind. Antikörpertests sind dagegen nicht zugelassen, sie detektieren nicht das Virus, sondern reagieren nur auf eine Antwort des Immunsystems. Mein liebes Tagebuch, alles richtig, alles wichtig, aber wer trägt die Kosten für die Tests? Grundsätzlich der Arbeitgeber, heißt es vom Bundesarbeitsministerium. Und wieder werden die Apotheken belastet. Und da sagt noch mal einer, die Apotheken würden sich in Pandemiezeiten eine goldene Nase verdienen.

 

Wenn diese Woche zu Ende geht, liegen schon drei Wochen Corona-Impfstoff-Lieferungen an Arztpraxen hinter uns. Die Apotheken versorgen rund 50.000 Arztpraxen mit Covid-19-Impfstoffen. Zwar hat es an der einen oder anderen Stelle mal kurz geknirscht, aber unterm Strich läuft’s, alles gut. Klar, es gibt noch immer zu wenig Impfstoff, die Arztpraxen hätten gerne mehr Vials, wie die Bestellungen der Apotheken an den Großhandel zeigen. Aber es soll schon bald besser werden. Immerhin werden in dieser Woche bereits zwei Impfstoffe ausgeliefert, Comirnaty und Vaxzevria. Kleine logistische Herausforderung für die Großhandlungen – und für die Apotheken, aber wir schaffen das. Und nächste Woche soll es dann gleich zwei Millionen Dosen geben, allerdings nur Comirnaty. Aber auch da dürfte gerne noch ein bisserl mehr gehen: Die Apotheken bestellen weitaus mehr, als wir liefern können“, sagt André Blümel, der Vorsitzende des Bundesverbands der pharmazeutischen Großhandlungen (Phagro). Das Licht am Ende des Kontingent-Tunnels: Die Zahl der Impfdosen für die Praxen soll in den nächsten Wochen beständig steigen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Opfer????

von Gunnar Müller, Detmold am 25.04.2021 um 12:27 Uhr

Im Jahr 10 nach Apothekerprotest ist das eine allzu armselige wenn nicht gar: erbärmliche Bilanz für alle alt- und neu-verantwortlichen Standeszertreter:innen!
Und eine ernüchternde Bilanz der zurückliegenden Jahre von FS, Fritz Becker, Arnold und Co. Samt verantwortlichem ABDA-Hauptamt.
Die Ärzteschaft muckt nur einmal kurz, und schon ist AstraZeneca in Impfpraxen Schnee von gestern!
Soviel zum Thema eines offenbar immer noch in vielen Köpfen herumwabernden „Vertrauen“ ....

Wenn uns die Pandemie etwas gezeigt hat
dann doch bitte:
Die Notwendigkeit einer „sprechenden“, einer empathisch erklärenden Pharmazie, einer unmittelbar ansprechbaren Pharmazie, akademisch fundiert, gut informiert, auf dem aktuellen Stand des Geschehens und sofort verfügbar, barrierefrei für alt und jung, allgemein-verständlich, jederzeit und unmittelbar vor Ort.

Zum zweiten die Notwendigkeit von Handlungsfreiheit! Wenn Apotheken schnell handeln können sollen, dann dürfen sie nicht bürokratisch gegängelt werden!

Die Notwendigkeit einer auskömmlichen Vergütung insbesondere für kleinere und mittlere Apotheken-Standorte! Die großen überleben allein schon „aufgrund Masse“, Blockbuster-Standorten, größerem Pool an Mitarbeiter:innen und nicht zu vergessen den günstigeren Einkaufsbedingungen!

Und die Notwendigkeit einer nicht allein öffentlichen Anerkennung sondern die Verankerung dieser Wertschätzung durch die Allgemeinheit dann bitte doch auch in den Köpfen und Herzen der Politiker:innen - zur Not nach der Devise:
Die Allgemeinheit, das sind auch Wählerinnen und Wähler!

Was bedeutet das alles insbesondere in einem Wahljahr:
Es müssen die richtigen Dinge getan werden und es müssen die Dinge richtig getan werden. Und sie müssen jetzt getan werden!

Und deshalb abschließend ins Stammbuch
aller berufspolitischen Kleriker/Dogmatiker in welchen standespolitischen Echo-Kammern auch immer:
Wolkenkuckucksheim muss warten!
Oder frei nach Brecht:
Erst kommt das Fressen sprich die Vergütung für den immensen Aufwand für die vielen „kleinen“, systemrelevanten Dienstleistungen wie Beratung in Sachen Rabattverträgen, Rückfragen bei Ärzten und Genehmigungsaufwand gegenüber KrankenKassen - dann erst kommen „Neue Dienstleistungen“ wie AMTS.

Was hindert uns, allein für unseren bisherigen Mehraufwand von den KrankenKassen aus deren Erträgen ihres Rabattvertragsgeschäfts einen kick-back von 10% für die Apotheken zu fordern und gleichmäßig auf jede der 18.500 Apotheken zu verteilen?

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