Stellen flüssiger Arzneimittel

Metamizol ist lichtempfindlich und kristallisiert schnell aus

Stuttgart - 14.08.2024, 09:15 Uhr

Flüssige Arzneimittel bringen im Pflegebereich Probleme mit sich, an die man beim Stellen von Tabletten oder Kapseln nicht denken muss. (Foto: Octavian / AdobeStock)

Flüssige Arzneimittel bringen im Pflegebereich Probleme mit sich, an die man beim Stellen von Tabletten oder Kapseln nicht denken muss. (Foto: Octavian / AdobeStock)


Dass Metamizol in Lösung schnell auskristallisiert, diese Erfahrung haben manche Apotheker:innen wohl aufgrund der Rückrufe undichter Flaschen durch die Firma Zentiva aktuell gemacht. Wer allerdings regelmäßig Arzneimittel stellt – und zwar auch flüssige – dem dürfte das schon länger bekannt gewesen sein. Woran sollte man beim Stellen flüssiger Arzneiformen außerdem denken?

Metamizol ist ein Arzneimittel, das immer wieder zum Teil des öffentlichen Diskurses wird. So überprüft aktuell der europäische Pharmakovigilanzausschuss (PRAC) das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Metamizol, und das „Kompetenzzentrum Palliativpharmazie“ hat sich im Juli mit klinisch relevanten Wechselwirkungen des Wirkstoffs auseinandergesetzt. Zudem lenkt aktuell ein Rückruf von Metamizol-Tropfen die Aufmerksamkeit auf die flüssige Darreichungsform des Schmerzmittels, das auch als Tabletten im Handel ist.

Während undichte Tropfflaschen derzeit speziell der Firma Zentiva Probleme bereiten, machte das „Kompetenzzentrum Palliativpharmazie“ bereits im August 2022 darauf aufmerksam, dass flüssige Arzneimittel im Pflegebereich ganz allgemein Probleme mit sich bringen, an die man beim Stellen von Tabletten sonst nicht denken muss.

Passend zu den aktuellen Metamizol-Rückrufen erklärte das „Kompetenzzentrum Palliativpharmazie“ damals, dass Metamizol-Tropfen hochkonzentrierte Lösungen sind, die in offenen Behältnissen auskristallisieren können. Müssen solche Tropfen für Patient:innen zur Einnahme vorbereitet werden, sollen sie deshalb mit etwas Wasser verdünnt werden. Allerdings sei der Wirkstoff in weniger konzentrierten Lösungen auch weniger stabil. Die Lösung sollte deshalb erst kurz vor der Einnahme entnommen und verdünnt werden.

Oralspritzen und farbige Becher

Auch bei anderen Wirkstoffen als Metamizol wird für flüssige Darreichungsformen allgemein empfohlen, den Zeitrahmen für das Richten im Voraus deutlich enger zu halten als bei Tabletten oder Kapseln. Empfohlen werden Oralspritzen, welche das Entnehmen aus dem Gefäß beschleunigen und so ein allzu frühes Vorbereiten umgehen können.

Sollen die Tropfen dennoch klassisch in einem Becher bereitgestellt werden, wir dazu geraten, einen Deckel zu verwenden – um Kontamination und Verdunstung zu vermeiden. Entsprechend soll der Becher dann auch an einem Ort mit angemessener Temperatur gelagert werden – nicht auf dem Fensterbrett oder in der Nähe einer Heizung. Für den Lichtschutz wird zusätzlich zu farbigen Bechern geraten – gerade bei lichtempfindlichen Substanzen wie Metamizol.

Bei Suspensionen nachspülen!

Es sollte immer darauf geachtet werden, dass der Becher mit flüssigen Arzneimitteln vollständig entleert wird. Bei Suspensionen ist das besonders wichtig, weil der Arzneistoff absinken kann. „Es empfiehlt sich daher, den Tropfenbecher immer noch einmal mit einem Schluck Wasser nachzuspülen“, schreibt das „Kompetenzzentrum Palliativpharmazie“.

Werden Tabletten und andere feste Darreichungsformen allerdings selbst in Flüssigkeit suspendiert, sollte dies immer erst unmittelbar vor der Einnahme passieren.

Kriterien der Pflegeheime bei der Entscheidung für „Stellen“ oder „Verblistern“

Zwei Drittel stellen, ein Drittel lässt verblistern

Ganz allgemein ist eine gute Beschriftung wichtig (Patientenname, Inhalt und Datum/Uhrzeit des Stellens) und es ist daran zu denken, die vorbereiteten Arzneimittel unzugänglich für Kinder aufzubewahren.

Das Zentrum ist an der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin in München angesiedelt und hat sich zum Ziel gesetzt, ärztliches Personal, Pflegekräfte und Apotheker:innen bei der medikamentösen Therapie innerhalb der Palliativmedizin zu unterstützen. 


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
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