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Gesundheitspolitik
Kommentar: Sorgen statt Neidgefühl
Eine Milliarde Euro mehr Honorar statt Vertrösten auf den Sankt-Nimmerleins-Tag durch ein „wissenschaftliches Gutachten“. Da kann man schon neidisch werden auf die ärztlichen Kollegen. Sie bekommen sogar 163 Millionen für die Erstellung von Medikationsplänen – eine Leistung, die die Apotheker bitteschön unentgeltlich erbringen sollen (s. „Mehr Honorar für die Ärzte“, S. 4 dieser AZ).
Neid ist kein schönes Gefühl. Und schaut man auf die aktuellen Geschehnisse rund um die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), ist Neid auf die Ärzte im Moment vielleicht auch nicht angebracht – sondern eher Sorge. Die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen ist ein hohes Gut, sie ist ein Wesenskern auch der Freiberuflichkeit und Eigenverantwortung (die mitnichten auf ewig gesichert sind, wie der unsägliche Vorstoß der bayerischen FDP zeigt).
Doch die Selbstverwaltung steht im Moment nicht gut da. Aus der KBV dringen seit Monaten Nachrichten, die an die FIFA oder das Olympische Komitee erinnern. Nun will das Gesundheitsministerium mit einem Gesetz eingreifen, das die Eigenständigkeit der KBV wohl verringern wird. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), schon länger in der Kritik von Juristen, die seine Verfassungsmäßigkeit bezweifeln, steht ebenfalls aktuell unter Beschuss (s. „G-BA in der Kritik“, S. 8 dieser AZ). Und auch die Apotheker haben ihr Scherflein zum schlechten Image der Selbstverwaltung beigetragen, erinnert sei nur an die „Maulwurf-Affäre“.
Gönnen wir den ärztlichen Kollegen also ihre Honorarerhöhung und hoffen, dass es bald auch eine für die Apotheken gibt. Und dass sich die Selbstverwaltung zusammenreißt.
Dr. Benjamin Wessinger
1 Kommentar
Gönnen und hoffen?
von Dirk Krüger am 28.09.2016 um 12:12 Uhr
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