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Pandemie Spezial
COVID-19-Todesfälle korrelieren mit Blutzuckerspiegel
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft warnt
Etliche Studien in den letzten Monaten haben bestätigt, was schon früh zu Beginn der Pandemie vermutet wurde: Diabetes mellitus ist einer der Hauptrisikofaktoren für schwere COVID-19-Verläufe. So zeigen Daten aus Großbritannien eindrücklich, dass ein Drittel der an Corona verstorbenen Patienten Diabetiker waren. Ursächlich dafür dürfte sein, dass betroffene Patienten häufig weitere Risikofaktoren wie erhöhtes Alter, Adipositas sowie Herz- und Nierenerkrankungen aufweisen. Doch auch in gegengesetzte Richtung kann eine Korrelation zwischen COVID-19 und Diabetes mellitus ausgemacht werden. So ist inzwischen bekannt, dass SARS-CoV-2 die insulinproduzierenden Beta-Zellen im Pankreas angreift und in seltenen Fällen einen Diabetes auslösen kann. Als besonders wichtiger Parameter gilt eine gute Blutzuckereinstellung. COVID-19-Patienten, deren Blutzuckerwert relativ engmaschig zwischen 70 und 180 mg/dl eingestellt war, wiesen eine erheblich geringere 28-Tage-Sterblichkeit (1%) auf als Diabetiker, die nicht gut eingestellt waren (11%). Zudem konnte gezeigt werden, dass Patienten, die bei der Krankenhausaufnahme einen Nüchtern-Blutzuckerwert über 125 mg/dl hatten, eine 70% höhere Wahrscheinlichkeit hatten zu versterben. Dabei spielte es keine Rolle, ob zuvor bei den Betroffenen ein Diabetes mellitus diagnostiziert worden war oder nicht. Prof. Dr. Rathmann sieht darin ein wichtiges Zeichen, dass die Blutglucose bei allen COVID-19-Patienten unbedingt in jedem Krankheitsstadium engmaschig überwacht werden sollte.
Glücklicherweise konnte kein Anstieg von Typ-1-Diabetes-Neuerkrankungen durch die Pandemie erkannt werden. Dennoch verkündeten die pädiatrischen Zentren erschreckende Zahlen: So wiesen 2020 mit 45% wesentlich mehr Kinder und Jugendliche Ketoazidosen auf als noch im Vorjahr (25%). Ursächlich wird hier vermutet, dass Eltern aus Angst vor einer möglichen Ansteckung mit SARS-CoV-2 Arztbesuche lange herauszögern und daher die Stoffwechselentgleisung erst sehr spät entdeckt wird. Der Epidemiologe rät daher, Eltern für die typischen Frühsymptome wie Durst, Harndrang und Müdigkeit zu sensibilisieren.
Lockdown hinterlässt Spuren
Der Lockdown ging nicht spurlos an vielen Diabetikern vorüber. So waren Diabetiker im Pandemiejahr vermutlich deutlich schlechter eingestellt als zuvor. Insgesamt konnte gesehen werden, dass vor allem bei Insulin 22% weniger Umstellungen erfolgt sind als im Jahr zuvor. Daneben zeigen internationale Daten sowohl eine Zunahme des HbA1c-Wertes als auch des Körpergewichts während des Lockdowns. Aus Deutschland liegen diesbezüglich noch keine Daten vor. Langzeitfolgen werden vermutlich unausweichlich sein. Daneben stellt die Pandemie aber auch eine erhebliche psychische Belastung für Diabetiker dar – zum einen, weil sie wissen, dass sie Hochrisikopatienten sind, zum anderen, weil ihnen die eingeschränkte Versorgungslage bewusst ist. So wurden im ersten Lockdown deutlich mehr orale Glucosesenker (27%) und Insuline (18%) abgegeben. Vermutlich hatte die Angst vor Apotheken- und Praxisschließungen zu dieser Bevorratung von Arzneimitteln geführt. |
Literatur
Prof. Dr. med. Wolfgang Rathmann MSPH (USA), Diabetes in Zeiten der Coronapandemie – ein Lagebericht, Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), 2. März 2021
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