Pandemie Spezial

Extra-Service ermöglicht Impfstoffanlieferung

Auch auf Amrum können die Hausärzte gegen Corona impfen - dank Apotheke und Großhandel

Kurz nach Ostern ging es los. Der von vielen langersehnte Einstieg der Hausarztpraxen in die Corona-Impfkampagne startete am 7. April. Eine DAZ.online-Umfrage zeigte jüngst, dass der Impfstart in den Praxen aus Sicht der beliefernden Apotheken mehrheitlich gut funktionierte: Von 387 Teilnehmern gaben knappe 69 Prozent an, dass die Corona-Impfstoff-Lieferung über den Großhandel „super“ lief, also alles pünktlich und vollständig geliefert wurde. Auch auf der Nordseeinsel Amrum wurden zwei Arztpraxen mit dem Biontech-Impfstoff Comirnaty® versorgt. Apothekeninhaberin Sibylle Franz von der Möwenapotheke berichtet begeistert von dem Extra-Service ihres Großhandels.

Impfen, impfen, impfen – das ist die Devise der Bundesregierung zur Überwindung der Pandemie. Dazu muss der Impfstoff ausreichend zur Verfügung stehen und zeitnah die Menschen erreichen. Die bisher aus verschiedensten Gründen nur schleppend verlaufende Covid-19-Impfkampagne soll durch Einbeziehen der Hausarztpraxen seit Ostern an Fahrt aufnehmen. Gleichzeitig soll hierdurch ein niederschwelliges Angebot vor Ort für die Menschen zur Verfügung stehen.

Die Belieferung der Praxen erfolgt bekanntlich über Großhandel und Apotheken. Sie sind eingeübte Partner. Erste Erfahrungen in den Hausarztpraxen wurden inzwischen gemacht. Auch die beteiligten Apotheken zogen eine vorläufige Bilanz. Im Großen und Ganzen verlief der Start störungsfrei, wie eine von DAZ.online durchgeführte Umfrage ergab. 69 Prozent gaben an, dass die Corona-Impfstofflieferung über den Großhandel pünktlich und ohne besondere Zwischenfälle lief, auch wenn die Logistik des temperatur- und erschütterungsempfindlichen mRNA-Impfstoffes von Biontech/Pfizer besonders herausfordernd ist.

Foto: Aufwind-Luftbilder – stock.adobe.com

Die nordfriesische Insel Amrum liegt südlich von Sylt und westlich von Föhr. In den drei Gemeinden Nebel, Norddorf und Wittdün mit den fünf Inseldörfern leben rund 2300 Einwohner. Im Sommer 2018 zählte man mehr als 150.000 Übernachtungsgäste.

Wie beliefert man eine ­Nordseeinsel?

Eine Extra-Herausforderung stellt darüber hinaus die Besonderheit der Belieferung der Apotheken einer Nordseeinsel wie Amrum dar. Zwei Apotheken beliefern dort zwei Hausarztpraxen. Apothekeninhaberin Sibylle Franz von der Möwenapotheke in Norddorf auf Amrum berichtet, wie gut in ihrem Fall die Belieferung ablief – und das trotz erschwerter Grundvoraussetzungen.

Eine Insel wie Amrum ist natürlicherweise nicht so einfach zu erreichen wie Gemeinden auf dem Festland. Die Föhr-Amrum-Linie der Wyker Dampfschiffs-Reederei bringt mehrmals täglich Passagiere nach Föhr und nach Amrum. Jedoch wird nur noch einmal täglich auch Fracht befördert, berichtet Sibylle Franz. Diese schon vor der Corona-Pandemie beschlossene Maßnahme aus Gründen der Kostenreduktion habe erheblichen Einfluss auf die Belieferung der Apotheken. Zuvor seien noch zweimal täglich Lieferungen vom Großhandel erfolgt. Als zusätzliche Erschwernis gebe es einen Corona-bedingt eingeschränkten Fährfahrplan. Solange pandemiebedingt keine (oder nur sehr wenige) Urlauber auf die Inseln kämen, bliebe der Fahrplan entsprechend abgespeckt. „Und der (Anm. Corona-Fahrplan) sorgt dafür, dass wir zum Beispiel die bestellte Ware vom Freitag erst samstags mittags um zwanzig vor zwölf erhalten“, erläutert die Amrumer Apothekerin. Da die Apotheke – zurzeit mit pandemiebedingten verkürzten Öffnungszeiten – unmittelbar nach der Belieferung schließt, kann so mancher Kunde seine Ware erst am darauf­folgenden Montag erhalten. Es sei denn, die Apotheke habe Notdienst, ergänzt Franz.

Foto: Privat

Zwei Apotheken sichern die Arzneimittelversorgung auf der Insel: Die Louisen-Apotheke in Wittdün und Sabine Franz‘ Möwenapotheke in Norddorf. Der Notdienst ist im wöchentlichen Wechsel organisiert.

Freude über „Extra-Service“ des Großhandels

Die grundsätzlichen Schwierigkeiten der Belieferung der Apotheken seien in erster Linie durch die Entscheidung der Reederei zur Reduktion der Abfertigung des Frachtverkehrs und weniger der Corona-Lage an und für sich geschuldet, ist sich Franz sicher. Die Auslieferung des Corona-Impfstoffes erfordert zudem eine besonders aufwendige Logistik. Franz beschreibt begeistert, wie kundenfreundlich sich ihr Großhandel verhalten habe, um trotz aller Schwierigkeiten pünktlich am Dienstagabend die Apotheke beliefern zu können. Am Dienstag früh morgens habe der Impfstoff seinen langen Weg nach Amrum angetreten. Den normalen Frachtweg über die Fähre habe der Impfstoff nicht nehmen können, deshalb habe der in Neumünster ansässige Großhandel Max Jenne extra einen Mitarbeiter abgestellt, um den Impfstoff gut bewacht persönlich auf die Insel zu bringen. Dabei sei er mit der Fahrt hin und zurück zum Fährhafen Dagebüll und den Überfahrten mit Zwischenstopp auf Föhr annähernd zwölf Stunden unterwegs gewesen.

Für den Transport auf der Insel übernehme anschließend ein lokaler Spediteur die Verantwortung. Am Dienstag um 17:30 Uhr sei der Impfstoff schließlich wohlbehalten in der Apotheke eingetroffen. Nach Überprüfung der Ware und der Ausführung der erforderlichen Dokumentation sei der Impfstoff dem Arzt ausgehändigt worden. Dieser sei selbst in die Apotheke gekommen, um den wertvollen Impfstoff in Empfang zu nehmen.

Abschließend ist es Sibylle Franz eine Herzensangelegenheit, die Bedeutsamkeit der Zusammenarbeit mit dem Großhandel hervorzuheben. Dieser sei generell für eine zuverlässige und zeitnahe Belieferung der Insel-Apotheken sehr wichtig. Direkt-Bestellungen seien angesichts der Insellage keine gute Alternative. Besonders imponiert ihr jedoch der Corona-Extra-Service. „Das ist ein unglaublicher Service. Das kann man gar nicht hoch genug anrechnen“, so Franz erfreut. |

Autorin

Inken Rutz ist Apothekerin und Autorin u. a. bei DAZ, AZ und DAZ.online

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