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Europa, Deine Apotheken – Großbritannien
Zwischen Staatsversorgung und einem Markt ohne Regeln
Weltkonzerne übernehmen Apothekenmarkt
2012 folgte dann die Globalisierung des Apothekenkonzerns Alliance Boots: Der US-amerikanische Pharmagroßhandelskonzern Walgreens übernahm einen 45-prozentigen Anteil von Alliance Boots, seit 2014 heißt das Unternehmen nun Walgreens Boots Alliance. Die Marke der Boots-Apotheken ist in Europa aber erhalten geblieben. Alleine in Großbritannien gibt es mehr als 2.500 Boots-Apotheken. Auch der Mannheimer Pharmahändler Phoenix ist im Königreich aktiv: Phoenix betreibt die Apothekenkette Rowlands (etwa 500 Standorte) und einen eigenen Großhandel.
In Großbritannien ist also weder dem Fremd- und Mehrbesitzverbot noch einer Vertikalisierung von Apothekenketten und Großhändlern ein Riegel vorgeschoben. In einem anderen Bereich gibt es im Vereinigten Königreich allerdings Regeln, die hierzulande wiederum nicht existieren: Bis vor etwa zehn Jahren mussten sich alle neuen Apotheken, ob sie nun von unabhängigen Apothekern oder von Kettenunternehmen eröffnet werden sollten, einer Bedarfsprüfung unterziehen. Um auf die Liste der Apotheken zu kommen, die ihre Leistungen beim NHS abrechnen können, musste man eine lokale Versorgungslücke schließen oder nachweisen, dass die angebotenen Services in der jeweiligen Region ein Plus an Versorgungsqualität mit sich bringen.
Im Jahr 2005 deregulierte die britische Regierung dieses System jedoch in einer Art und Weise, die einen großen Einfluss auf den Apothekenmarkt haben sollte. Fortan galten nämlich vier Ausnahmen von der Bedarfsplanung. Unter anderem konnten sich Anbieter überall niederlassen, wenn sie ihre Apotheke länger als 100 Stunden pro Woche geöffnet hielten. Auch Apothekenanbieter in großen Einkaufsgebieten auf dem Land oder in medizinischen Versorgungszentren bekamen grünes Licht. Außerdem erlaubte die Regierung es Ärzten erstmals, Medikamente in gewissem Umfang selbst zu dispensieren.
Von diesen Ausnahmen profitierten insbesondere Supermarktbetreiber im Land. Es folgte ein wahrer Boom an Apotheken-Eröffnungen in Einkaufszentren. Während es in den Jahren 2000 bis 2004 jährlich um die 50 Neueröffnungen gab, konnten allein im Jahr 2006 fast 300 neue Apotheken ihre Pforten öffnen. Insbesondere die Supermarktkette Sainsbury’s stieg ins Apothekengeschäft ein. Die rund 280 In-store-Apotheken von Sainsbury’s wurden kürzlich übrigens von Celesio übernommen. Insgesamt ist die Apothekenzahl im Vereinigten Königreich seit 2005 um fast 20 Prozent angestiegen. In Großbritannien gibt es derzeit etwa 14.000 Apotheken. Etwas mehr als 60 Prozent der Standorte gehören zu Ketten mit mehr als fünf Apotheken oder zu einer Supermarktkette.
1 Kommentar
Wirklichkeit
von Reinhard Rodiger am 28.12.2016 um 15:56 Uhr
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