Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

08.09.2019, 07:29 Uhr

Es ist und bleibt die beste Lösung: das Rx-Versandverbot! (Foto: Andi Dalferth)

Es ist und bleibt die beste Lösung: das Rx-Versandverbot! (Foto: Andi Dalferth)


Wow, welch eine Welle der Begeisterung fürs Rx-Versandverbot hat die Bundesländer erfasst! Der Gesundheitsausschuss des Bundesrats ist sich einig: Eine echte Gleichpreisigkeit gibt es nur mit dem Rx-Versandverbot! In der Tat, mein liebes Tagebuch, die von Spahn vorgesehene Verschiebung des Rx-Boni-Verbots ins Sozialgesetz ist nur eine morsche Krücke, die nicht halten wird. Schade nur, dass die ABDA das Rx-Versandverbot schon abgehakt hat und meint, wir hätten keine besseren politischen Alternativen als diese Apothekenreform – es hätte ja noch schlimmer kommen können. Warum hat man so rasch aufgegeben? 

2. September 2019 

Auf Bayern ist Verlass, mein liebes Tagebuch, genauer, auf Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Sie hat Widerstand angekündigt bei Spahns Apothekenreform, und das gleich bei zwei wichtigen Punkten. Die von Spahn geplante Überführung der Rx-Preisbindung ins Sozialrecht gefällt der bayerischen Gesundheitsministerin so gar nicht, weil dadurch der PKV-Markt nicht betroffen ist. D.h., letztlich wird dadurch keine echte Gleichpreisigkeit von Rx-Arzneimitteln für GKV- und PKV-Versicherte hergestellt. Was ja auch ein Unding ist! Der Sprengstoff, der darin für unser Preissystem liegt, ist so offensichtlich – das schreit zum Himmel. Und so setzt sich Huml nach wie vor für ein Rx-Versandverbot ein. Nur ein solches Verbot „wäre eine rechtsklare Lösung, um die Gleichpreisigkeit von Arzneimitteln in Deutschland sicherzustellen und die wirtschaftliche Benachteiligung inländischer öffentlicher Vor-Ort-Apotheken zu beenden“, macht Huml deutlich. Und ein weiterer Punkt stößt bei Bayerns Gesundheitsministerin auf ausdrückliches Missfallen: Der Gesetzentwurf zur Apothekenreform sieht vor, dass Versender unter bestimmten Bedingungen Abgabeautomaten betreiben dürfen. Mein liebes Tagebuch, geht’s noch? Das muss aus dem Gesetzentwurf gestrichen werden! Huml dazu: „Diese Regelung wird abgelehnt, da so die genannten Auswüchse und entsprechende Geschäftsmodelle, die zur Verdrängung der Apotheke vor Ort führen, nicht verhindert, sondern ermöglicht werden würden.“ Recht hat sie! Aber leider sind bei der Apothekenreform die Eingriffsrechte der Bundesländer begrenzt. Der Bundesrat wird zwar gehört und kann Einspruch einlegen, dieser Einspruch kann im Bundestag allerdings überstimmt werden. Mein liebes Tagebuch, hoffen wir, dass sich auch noch weitere Bundesländer den Äußerungen von Huml anschließen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Klempner in weißen Kitteln ... same procedure as every year ...

von Christian Timme am 09.09.2019 um 7:37 Uhr

Nicht nur in Berlin werkeln nur noch Klempner des Standes und Politiker so vor sich hin ... und der Rest kommentiert noch nicht mal seinen Untergang auf dem kommenden DAT. Beliebigkeit wird zum Klebstoff der Zukunft erhoben um das zu erhalten was schon lange bröckelt. Die deutsche Apothekerschaft hat offenkundig die Fähigkeit verloren, überzeugende Mehrheiten mit echtem Gestaltungswillen hervorzubringen. Das ist wieder die beunruhigende Botschaft, die sich seit Jahren zeigt und auch dieses Jahr in Düsseldorf fortsetzt ... der Abgrund wartet und wartet ... und die Apothekers ???

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Botendienst erleichtern ?

von gabriela aures am 08.09.2019 um 10:18 Uhr

Da wird die ABDA aber massiv Einspruch erheben und voller Elan dagegen angehen.
Haben sich nicht kürzlich die Pharmazieräte unter dem Vorsitz von Herrn Bauer schon dagegen ausgesprochen ?

Oder Botendienst nur mit 5fach Formular ....

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Guten Morgen ,meine Lieben,

von gabriela aures am 08.09.2019 um 10:02 Uhr

an mancher Stelle bin ich nicht sicher, ob ich von einer neuen grotesken Volte beim Brexit oder doch beim RX-VV lese.
Beides seit 3 Jahren bestehende Baustellen, an denen nichts vorwärts geht, bei denen die Politik aber immer wieder mit „ich hätte da jetzt auch noch eine neue Variante“ eine Lösung weiter verzögert.

Soso, jetzt erkennen die Länder WIEDER mal, daß sie das Rx-VV möchten. Kann man ja WIEDER völlig gefahrlos fordern, da -wie oben geschrieben - diese Ländermeinung kein politisches Gewicht hat.
Bequeme Situation: die Landespolitiker können ihren Schäfchen zeigen, wie sie gekämpft haben, müssen sich aber vor der Gesamtbevölkerung und den Medien nicht als Ewigestrige, Digitalisierungsfeinde und rückständige Bremser verantworten.
„Wasch‘ mich, aber mach‘ mich nicht naß“.

Und wie der Pawlow‘sche Hund springt die Apothekerschaft wieder drauf an, wittert Morgenluft ....
Das RX-VV ist totototot und wir alle täten besser daran, nicht alles stehen und liegen zu lassen, sobald mal wieder ein/Politiker/in verkündet, daß er/sie immer noch und unverbrüchlich zum Versandverbot und zur Apotheke-vor-Ort steht.
Dieses Geschwafel (sorry) vom Heilberuf - Leute, ohne Zusatzverkäufe wären wir doch auf Hartz-IV-Niveau und die Dienstleistungen reissen uns ein weiteres TIEFES Loch in die ohnehin leere Tasche. Die Analyse von Dr. Herzog in einer der letzten DAZ sollten sich auch die Hardcore-Heilsbringer als Pflichtlektüre verordnen.

Wobei ich bei einem weiteren Punkt wäre: NEU DENKEN
Aber alleine mit dieser im eigenen Saft schmorenden Truppe in Berlin ist das nicht möglich - es braucht Fachwissen, unvoreingenommenes Anerkennen des Status Quo und ebenso unvoreingenommene Lösungsansätze.

Seit fast 3 Jahren wird rumgeeiert - seit mindestens 18 Monaten wurde fahrlässigerweise nicht ernsthaft nach Alternativen gesucht, dafür hat Spahn mit dem Zauberwort „Pharmazeutische Dienstleistungen“ geradezu hypnotisiert.


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von Anita Peter am 08.09.2019 um 8:13 Uhr

"Nun, mein liebes Tagebuch, unsere Standesführung konnte sich bei Jens Spahn nicht mit dem Rx-Versandverbot durchsetzen, da war nichts zu machen, Spahn wollte einfach nicht."

Woher hat unser Tagebuch diese exklusive Information? Spahn hat gesagt, er setzt das RXVV um, hat dann aber keine Kraft für andere Dinge wie Honorarerhöhung etc.

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