Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

22.09.2019, 07:59 Uhr

Ich sag's Dir, mein liebes Tagebuch, bis wir Apothekers unsere kleine Honorarerhöhung bekommen, bleibt es spannend bis zum Schluss. (Foto: Andi Dalferth)

Ich sag's Dir, mein liebes Tagebuch, bis wir Apothekers unsere kleine Honorarerhöhung bekommen, bleibt es spannend bis zum Schluss. (Foto: Andi Dalferth)


20. September 2019

Sie haben’s getan! Die Bundesländer! Sie haben der Bundesregierung empfohlen und nahegelegt, das Rx-Versandverbot einzuführen. Das ist doch was, könnte man meinen. So ein Votum! Puh, das muss doch eine Wirkung haben. Also, was passiert jetzt? Nichts, mein liebes Tagebuch, vermutlich nichts. Denn das Apotheken-Stärkungsgesetz ist nicht zustimmungspflichtig, der Bundesrat muss nicht zustimmen und kann es somit auch nicht verhindern. Wenn nun der Bundesrat seinen Beschluss an das Bundesgesundheitsministerium übermittelt, wie wird Spahn darauf reagieren? Macht ihm der Beschluss ein schlechtes Gewissen? Wird er gar nochmal kurz darüber nachdenken? Denkste, mein liebes Tagebuch, er wird’s einfach laufen lassen, will heißen: Er lässt eine Gegenäußerung zum Bundesratsbeschluss schreiben, dann schickt er Bundesratsbeschluss und Gegenäußerung in den Bundestag, der darüber kurz debattiert und das war’s. Das Rx-Versandverbot landet in der Tonne und das Rx-Boni-Verbot steht im Sozialgesetzbuch – so geht Politik. Die Appelle der Hessischen Kammer und der Kammern und Verbände aus Nordrhein-Westfalen an die Regierung, den Bundesratsbeschluss nicht zu ignorieren, sind zwar löblich und ein tolles Zeichen, werden aber nicht helfen. Die ABDA ist sowieso nicht mehr hintern Rx-VV her, sie will eh nur noch „das Apotheken-Stärkungsgesetz in der Versorgung“ umsetzen. So, das war’s dann.

 

Und wer noch wissen will, wie die Bundesapothekerkammer (BAK) zum Bundesratsbeschluss steht, möge sich die Worte des BAK-Präsidenten Kiefer zum Wochenende antun. Er wünscht sich zwar, dass diese Position des Bundesrats im weiteren Gesetzgebungsverfahren beachtet wird. Allerdings dürfe das Reformpaket dadurch nicht blockiert werden, weil es für die Apothekerschaft auch sehr wichtige, positive Änderungen beinhalte. Wie niedlich, wie putzig und liebevoll das alles klingt. Eine richtig nette Stellungnahme, zum Knuddeln. 

 

Nochmal Bundesrat – aber jetzt mit Macht! Denn im Gegensatz zum Apotheken-Stärkungsgesetz hat der Bundesrat bei der Sammelverordnung (Arzneimittelpreisverordnung und Apothekenbetriebsordnung) durchaus ein Wörtchen mitzureden. Und hier geht’s um unser Honorar, die Arzneiautomaten und den Botendienst. Und bei dieser Verordnung verlangt der Bundesrat noch Nachbesserungen von der Bundesregierung, bevor sie in Kraft treten darf. Andernfalls müsste die Verordnung gänzlich fallen gelassen werden oder eine vollkommen neue Verordnung auf den Weg gebracht werden. Ja, und dann hätten wir erstmal keine Erhöhung des Honorars für den Notdienst und die BtM-Doku. Aber soweit sind wir noch nicht. Jetzt schau’n wir mal, wie die Bundesregierung mit den Änderungswünschen umgeht. Der Bundesrat fordert beispielsweise, dass auch Rezepturen die platzsparende Angabe „verw. bis“ tragen dürfen. Oder dass Versender verpflichtet werden, Temperaturkontrollen einzuführen. Mein liebes Tagebuch, ist doch richtig spannend, welche Hürden da immer wieder auftauchen, bis wir uns endlich an einem fernen Tag über ein paar Cents mehr freuen dürfen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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14 Kommentare

RX-Versandverbot

von Dr. Radman am 22.09.2019 um 12:12 Uhr

Wer für so einen katastrophalen Rahmenvertrag 5 Jahre Verhandlung braucht, kann man von ihm keine ordentliche Lobbyismus gegenüber Spahn erwarten. Schmidt, Becker und Co, stecken alle unter eine Decke und loben sich gegenseitig für ihre Misserfolg.

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Unschuldig

von Bernd jas am 22.09.2019 um 11:35 Uhr

Drei mal?! .....das war ich nicht. Ö

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AW: Unschuldig

von DAZ.online am 22.09.2019 um 14:31 Uhr

Lieber Herr Jas,
wissen wir. Ist irgendeine Macke im System. Wir haben einfach zwei gelöscht.
Schönen Sonntag noch
Ihre DAZ.online-Redaktion

Europarecht nur da wo abkassiert werden kann

von Bernd Jas am 22.09.2019 um 11:32 Uhr

Nää, Her Ditzel is´et nicht wigger schöön heut Morjen?

Versuchen Sie doch mal ungeschoren davon zu kommen, wenn sie in unseren Nachbarländern falsch parken oder mit 180 km/h auf der niederländischen Autobahn in eine Radarfalle rauschen, das scheppert ordentlich ... und zwar kurze Zeit später in Ihrem Briefkasten in Form eines schwergewichtigen Bußgeldbescheides. Da funktioniert der Vollzug und greift das EU-Recht in unsere Taschen. Nur wenn es auf höheren Ebenen bewegt, so dass sich die die Behörden miteinander auseinander setzen müssen, ist schweigen im Walde.
"Und wer ist für den Versender in den Niederlande zuständig? Die deutsche Kammer und die deutschen Behörden jedenfalls nicht…"
Diese Frage wird wohl ewig offen bleiben.

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Quadratur des Kreises oder Danaergeschenk ...

von Christian Timme am 22.09.2019 um 9:33 Uhr

Wer solche „Helferleins“ hat ... braucht keine Feinde mehr. Die „rote Handgranate“ liegt auf dem HV, natürlich auf Rezept mit Beipackzettel, „Zur Einnahme bitte hier und jetzt ziehen ...“

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Schmidt

von Conny am 22.09.2019 um 9:23 Uhr

Witzig ist auch das Herr Schmidt bei der Anfangspressekonferenz in Abu Dhabi weilt. Mehr kann man seine Verachtung gegenüber den Vorortapotheken nicht zeigen. Rücktritt !

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Falsch

von Anita Peter am 22.09.2019 um 8:33 Uhr

"Das hätte es nur mit dem Rx-Versandverbot gegeben. Aber davon hält unser Bundesgesundheitsminister nichts, dem gab er keine Chancen"

Liebes Tagebuch, auch wenn Du es jede Woche wiederholst, es bleibt falsch. Spahn hat angeboten das RXVV umzusetzen, dafür hätte er aber keine Kraft für andere Dinge.
Zuallererst hätte das RXVV kommen müssen. Dann der Rest.

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AW: Falsch

von Karl Friedrich Müller am 22.09.2019 um 8:51 Uhr

Das war reine Erpressung der ABDA. Heißt übersetzt: entweder RxVV und euer Liebling, Dienstleistungen, ist gestorben. Oder eben „bezahlte“ Dienstleistungen. (Wobei nicht erwähnt wurde, dass man nicht daran denkt, sie auch angemessen zu bezahlen. Das Defizit war von beiden Seiten eingeplant)

Boniverbot mit Dienstleistungen

von Ulrich Ströh am 22.09.2019 um 8:33 Uhr

Ein kommendes Rx -Boniverbot im SGB V wird juristisch 1000 Tage nicht überleben.

Dafür sich undefinierte ,minderhonorierte’ pharmazeutische Dienstleistungen hereinzuholen, kann man machen.

Wird allerdings der jüngeren Generation von Apothekern zukünftig als Rechnung präsentiert werden.

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AW: Boniverbot mit Dienstleistungen

von Anita Peter am 22.09.2019 um 8:42 Uhr

Lieber Herr Ströh, so sieht es aus. Für die untere Hälfte der Vor Ort Apos ist der Zug abgefahren. Ich denke, dass war das Thema der "Geheimverhandlungen".

AW: Boniverbot mit Dienstleistungen

von Dirk Krüger am 23.09.2019 um 8:32 Uhr

Lieber Herr Ströh,

in Ihrem vorigen Kommentar schrieben Sie in einem schönen maritimen Bild ( wir beide leben im "Land zwischen den Meeren " ) davon, "das Schiff sei aus dem Hafen".
Ich ergänze: der Kapitän heißt Jens Spahn, der Heizer Friedemann Schmidt und das Schiff heißt "Titanic" . Dieser Kapitän steuert es ( im Wissen um seinen Kurs, vielleicht sogar absichtlich ?) auf den Eisberg EuGH zu. Es wird viele Opfer geben ...

Digitalisierung

von Karl Friedrich Müller am 22.09.2019 um 8:31 Uhr

Hilfreich wäre es, wenn nicht jeder mit einer eigenen Plattform, App, Konnektor und was weiß ich an käme.
Ein furchtbares Durcheinander für uns und den möglichen Kunden.
Die Apotheken vor Ort sollten ein gemeinsames Auftreten haben, ein Ding für alle. Ich will auch mich nicht bei zig Anbietern anmelden und bezahlen müssen. Ich will nicht unter 1000 Möglichkeiten für meine Hard und Software auswählen müssen, um dann doch die schlechteste Möglichkeut zu erwischen. Als Laie weiß ich überhaupt nicht, was mir angeboten wird. So lese ich im Netz, dass ausgerechnet CGM teuren und veralteten Elektroschrott verkauft und installiert hat. Es kotzt mich an.
2013: Westerwelle: wir verstehen uns ausschließlich als Dienstleister der Industrie.
So noch Fragen? Warum des kein RxVV gibt? Warum alles gegen Patienten, Beitragszahler, Leistungsanbieter läuft?
Weil sich die Haltung der Regierung nicht geändert hat. Siehe auch „Klimapakt“. Man will die Industrie schonen und gaukelt Maßnahmen vor, Will die Öffentlichkeit verschaukeln. Nur funktioniert das nicht mehr, jedenfalls nicht beim Klima, im Gesundheitswesen schon.
Spahn verkauft uns alle aus Eigennutz. Nicht nur er, die ganze Berliner Regierung. Einträchtig mit der SPD.

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AW: Digitalisierung

von Felix Maertin am 22.09.2019 um 15:34 Uhr

Amen!

AW: Digitalisierung und andere Bauernfängerei

von Bernd Jas am 22.09.2019 um 16:01 Uhr

Genau so ist es, Sie haben es verstanden Herr Müller.
So z.B. auch die Lebensmittelindustrie. Was Glauben sie, was die grünen und roten Schnipseln in den glibberigen Salatsaucen aus den Supermärkten sind?
Auch hier gib´s Schrott en masse in Form von Gurken- und Tomatenschalen.
Eigennutz und Selbstgefälligkeit im Gegensatz zur Verantwortung und Schutz gegenüber den Bürgern und Patienten ist halt wesentlich leichter zu bewerkstelligen.

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