Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

02.08.2020, 07:18 Uhr

In dieser Woche: Hype um den Botendienst, Krieg der Konnektoren und Anti-Corona-Demos – Maske auf! (Foto: Alex Schelbert)

In dieser Woche: Hype um den Botendienst, Krieg der Konnektoren und Anti-Corona-Demos – Maske auf! (Foto: Alex Schelbert)


29. Juli 2020

Also, mein liebes Tagebuch, wir haben gelernt: Arzneimittel können zum Kunden nach Hause mit dem Boten aus der Apotheke geliefert werden, sie können auch mit einem Zusteller eines  Logistikunternehmens gebracht werden. Rechtlich übrigens zwei paar Stiefel. Doch damit nicht genug, schon bald könnte es eine dritte Variante geben, nämlich die Zustellung durch einen Fahrer eines Großhandels als Zustellerbote im Auftrag der Apotheke – wenn sich die genossenschaftliche Großhandlung Noweda endgültig dazu entschließt, dieses von ihr ersonnene Modell auf den Weg zu bringen. Denn gegen dieses Modell gibt’s juristische Bedenken und standespolitisch kritische Ansichten. So verweist z. B. der ABDA-Präsident Friedemann Schmidt darauf, dass laut Apothekenbetriebsordnung der Botendienst „aus guten Gründen nur von weisungsgebundenem Personal durchgeführt werden darf, das bei der Apotheke selbst angestellt ist“. Mein liebes Tagebuch, das wiederum sieht der Rechtsanwalt Dr. Morton Douglas, der die Noweda zu ihrem Botendienst-Projekt rechtlich beraten hat, vollkommen anders. Er meint im Interview auf DAZ.online: „Die Apothekenbetriebsordnung (§ 17 Abs. 2 ApBetrO) spricht vom Boten der Apotheke, nicht aber vom Personal der Apotheke.“ Und der Bote könne laut Begründung der Apothekenbetriebsordnung Personal der Apotheke sein oder auch externes Personal, das der Weisungshoheit der Apotheke unterstehe. Mein liebes Tagebuch, wir sehen und lernen, die Interpretationsmöglichkeiten von Bote und Zusteller werden um den Begriff des externen Personals erweitert, falls sich diese Auffassung durchsetzen sollte. Und was ist, wenn die Noweda mit ihrem „externen Personal der Apotheke“ andere Unternehmen animiert, ebenfalls in dieses Geschäft einzusteigen? Für Rechtsanwalt Douglas stellt sich diese Frage nicht, da für andere Unternehmen „eine ganz andere Ausgangssituation“ bestünde. Meint er.

Eine glasklare Meinung dazu hat auch Ulrich Laut, Rechtsanwalt und Hauptgeschäftsführer der Landesapothekerkammer Hessen. Seine Meinung allerdings ist eine vollkommen andere: „Botendienste durch Dritte sind mit der Apothekenbetriebsordnung nicht vereinbar.“ Er interpretiert die Begründung zur Apothekenbetriebsordnung genau anders als Douglas. Für Laut muss es sich beim Boten der Apotheke „um fest angestelltes Personal handeln oder um sogenanntes externes Personal, also sogenannte Leiharbeitskräfte, bei denen allerdings auch ein unmittelbares arbeitsrechtliches Weisungsverhältnis bestehen muss“ – und dies sei bei Fahrern des pharmazeutischen Großhandels nicht der Fall. Meint er. Denn diese Großhandelsfahrer „unterstehen, selbst wenn sie selbstständig wären, der unmittelbaren Weisung des Großhändlers, der ihre Routen festlegt“. Mein liebes Tagebuch, beide Rechtsanwälte Laut und Douglas sehen sich übrigens durch die jüngste Rechtsprechung des oben erwähnten Urteils des Bundesverwaltungsgerichts bestätigt. So amüsant ist das mit Rechtsansichten…, wenn da nicht die wirklich ernste Frage dahinter stünde: Hilft nun das Botendienst-Konzept der Noweda den Apotheken vor Ort – oder ist es ein Einfallstor für unliebsame dritte Player im Markt? Wer mehr dazu wissen möchte, möge sich zum ApothekenRechtTag am 24. September im Rahmen der Online-Interpharm anmelden.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Schockierend

von Andreas Kolb am 03.08.2020 um 18:20 Uhr

Sehr geehrter Herr Ditzel,

ich bin schockiert wie Sie in Ihrer Abhandlung andersdenkende Menschen angreifen und diffamieren. Was haben Sie gegen Menschen, die sich für das Grundgesetz und ihre Menschenrechte einsetzen? Warum ist Ihnen das suspekt? Ist Ihnen bewusst, dass das letzte Mal, als die Grundrechte stark für die große Mehrheit beschnitten wurden, Regime wie die DDR und das 3. Reich an der Macht waren? So lange ist das alles noch gar nicht her. Warum sind Menschen, die vor so etwas Angst haben, Ihrer Meinung nach ignorant? Trifft nicht eher das Gegenteil zu, dass die Menschen sich bewusst sind, dass die Grundrechte existentiell für unsere Demokratie sind?

Nicht nur von menschlicher, nein auch von wissenschaftlicher Seite her sind Ihre Ausführungen nicht haltbar. Sie sprechen von steigenden Infektionszahlen, ohne zu erwähnen, dass der Corona-Test, auch die PCR-Labor-Variante, außerhalb der Forschung kaum sinnvoll ist - Stichwort hohe Falsch-Positive Rate (Quelle:Arzneitelegramm Juni 2020:WAS BRINGEN TESTS AUF ANTIKÖRPER GEGEN SARS-COV-2?).
Ihr Hinweis auf eine 2. Welle ist mathematisch nicht möglich. Dazu müsste es eine 1. Welle gegeben haben. Außer Panik und Grundrechtseinschränkungen ist nichts gewesen. Oder haben Sie andere Daten vorliegen? Sollte das der Fall sein, teilen Sie mir diese doch gerne inklusive Quellenangabe mit. Die durchschnittliche Mortalität im Jahr 2020 ist bisher absolut im normalen Bereich - und zwar sowohl vor den Grundrechteinschränkungen als auch danach (Quelle:https://swprs.org/covid-19-hinweis-ii/). Dass mit den Zwangsmaßnahmen Menschen geschützt werden, ist im besten Fall eine unwissentliche-undifferenzierte und unwissenschaftliche Aussage, im schlimmsten Fall eine antidemokratische und zynische Behauptung. Die Millionen Existenzen, die durch den Shutdown vernichtet werden, erwähnen Sie mit keinem Wort. Insbesondere in 3. Welt-Ländern droht Armut und Hungertod. Ganz zu schweigen von den fehlenden wissenschaftlichen Belegen zum medizinischen Nutzen der Zwangsmaßnahmen.

Sie merken, mit Ihrem Artikel konnten Sie mich nicht begeistern - er lässt für mich jede journalistische Sorgfaltspflicht vermissen. Ich bitte Sie, dass Sie sich einer demokratischen und wissenschaftlichen Diskussion anschließen und Ihre Meinung nicht mit Beleidigungen begründen.
Wer Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren (Thomas Edison).
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen trotz allem eine schöne Woche.




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Botendienst

von Stephan Garrecht am 03.08.2020 um 17:17 Uhr


Hab ich was verpasst?
Ich dacht Botendienst nur durch pharmazeutisches
Personal??!
Kann mir das mal jemand erklären?

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Kommentare

von Conny am 02.08.2020 um 19:52 Uhr

Ein einziger Kommentar. Glückwunsch Herr Ströh.

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Teelicht oder Fackel

von Ulrich Ströh am 02.08.2020 um 8:43 Uhr

Zukunft kommt immer so plötzlich,
lieber Kollege Stefan Fink!

Und wenn man ein Zukunftsprojekt wie den E-Impfpass
als Apothekerverbandsvorsitzender für sein Land ablehnt...
dann pustet man ein Teelicht aus, statt eine Fackel mit zu entzünden .

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