Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

25.10.2020, 07:29 Uhr

Die "Grenzapotheken" laufen sich mit Hilfe des BMG fürs E-Rezept warm. Was lässt sich dagegen tun? (Foto: Alex Schelbert)

Die "Grenzapotheken" laufen sich mit Hilfe des BMG fürs E-Rezept warm. Was lässt sich dagegen tun? (Foto: Alex Schelbert)


Vielleicht tut sich noch was im Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) – es gibt Änderungsanträge fürs VOASG: EU-Versender sollen sich an die strengen Temperaturanforderungen beim Arzneimitteltransport halten müssen. Hoffentlich werden die Vorschriften ins VOASG aufgenommen. Denn die sogenannten Grenzapotheken, also die Arzneiversandunternehmen an der deutsch-niederländischen Grenze, sollen sich in unsere Telematikinfrastruktur mit Heilberufsausweis und Institutionskarte einloggen können. Das Bundesgesundheitsministerium will das so: Die ausländischen Versender sollen Zugang zu E-Rezept und E-Patientenakte haben. Da rollt unsere Regierung den ausländischen Versendern den roten Teppich aus: Kommt, macht unsere kleinen Apos platt!

19. Oktober 2020

Es gibt sie immer noch, die alten Neid-Vorurteile: Apothekers treiben sich gerne auf Golfplätzen herum und fahren einen Porsche. In welcher Zeit müssen diejenigen, die sich solcher Vorurteile bedienen, stehen geblieben sein? – Ja freilich, es gab schon bessere Zeiten für Apothekers, vielleicht in den 70er oder 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, in denen der eine oder die andere gut verdiente. Und ja, es gibt auch heute noch vereinzelt große Apotheken-Unternehmen, aber das sind nur Ausnahmen. Die durchschnittliche Apotheke gehört heute eher zu den kleinen mittelständischen Unternehmen mit Inhabern, die hart für ihr Einkommen arbeiten müssen, für Einkommen, bei denen weiß Gott nicht die Porsche-Leasingverträge üblich sind. Das sollte vielleicht auch mal für den einen oder anderen Ministerialen im Brandenburger Wirtschaftsministerium zum Allgemeinwissen gehören. Dass da noch Nachholbedarf ist, zeigt die Äußerung eines Abteilungsleiters im Brandenburger Wirtschaftsministerium, der im Zusammenhang mit den von der AvP-Insolvenz betroffenen Apotheken gesagt haben soll: „Apotheker könnten ihren Porsche auch ein halbes Jahr später bestellen“ und damit unterstreichen wollte, dass in Not geratene Apotheken wohl keine staatliche Unterstützung bräuchten. Na, mein liebes Tagebuch, wenn das wirklich die Denke dort ist… Immerhin, das Wirtschaftsministerium ruderte ein bisschen zurück: Versatzstücke aus Gesprächen, Missverständnisse, unglücklich gewähltes Beispiel und so weiter, das Übliche eben. Immerhin räumte dieser Abteilungsleiter ein, ihm sei bewusst, dass die Situation für viele Apotheken, die durch die AvP-Insolvenz betroffen seien, kritisch sei. Ja, mein liebes Tagebuch, wie lange dauert es noch, bis solche niederen Vorurteile verschwinden?

 

Man glaubt es nicht! Jetzt fällt dem einen oder anderen Bundestagsabgeordneten ein, dass es doch besser wäre, wenn es strengere Regeln für Versender im Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) gäbe. Jetzt, wo das VOASG schon auf der Zielgeraden ist und kurz vor seiner endgültigen Verabschiedung am 29. Oktober steht. Zum Beispiel der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger, der seine Fraktionskollegen um Unterstützung darum bittet, die Kontrollen von Arzneimittellieferungen der EU-Versender zu verschärfen. Er fordert sogar, dass auch die sogenannten Grenzapotheken (wie z. B. DocMorris) den deutschen Regeln für den Arzneimittelversand unterworfen werden sollen. Ja mei, super, mein liebes Tagebuch, aber kommen diese Forderungen nicht a bisserl spät? Zu spät? Nun ja, vielleicht kommen die Forderungen gerade noch zum richtigen Zeitpunkt. Denn so, wie es aussieht, könnte sich vielleicht doch noch etwas im VOASG tun. Die jüngsten Formulierungshilfen für Änderungsanträge zum Gesetzentwurf sehen entsprechende Nachjustierungen im Apothekengesetz und der Apothekenbetriebsordnung vor. So soll klargestellt werden, dass sich auch die EU-Versender an die Vorschriften der Apothekenbetriebsordnung halten müssen. Konkret: Arzneimittel müssen so verpackt, transportiert und ausgeliefert werden, dass ihre Qualität und Wirksamkeit erhalten bleibt; vor allem die geltenden Temperaturanforderungen müssen während des Transports bis zur Abgabe an den Empfänger eingehalten werden. Mein liebes Tagebuch, da könnte sich also noch in letzter Minute etwas bewegen, wenn der Gesundheitsausschuss des Bundestages die Änderungsanträge beschließt. Und sollte es so kommen, dann bleibt halt immer noch die Frage: Wie werden die Versender überwacht und was, wenn sie sich nicht an die Vorschriften der Apothekenbetriebsordnung halten?



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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9 Kommentare

Basis

von Reinhard Rodiger am 25.10.2020 um 13:57 Uhr

Mir fehlt immer noch die Erkenntnis, dass die noch unbekannten Dienstleistungen nur dann eine Chance haben, wenn die FinanzierungsBASIS stimmt. Sie sind niemals ein substantieller Ersatz für den laufenden Ertragsentzug.
Abgesehen von der Tatsache, dass niemand eine Katze im Sack ordentlich honorieren würde.

Selbst vom nachgeschobenen neuen Führung"Angebot" kommt nichts, was an diese überfällige Erkenntnisaufgabe erinnert.Es soll so weiter gehen. Zwischenzeitlich wird ein rundes Paket ohne Apothekenbeteiligung geschnürt.Es liegt auf der Hand, dass es viele Wege gibt, die von Kontrolle entbundene Digitalisierung zu nutzen.Das geschieht ohne jegliche konzeptionelle Begleitung.Der inzwischen Glaube an Handlungen, die anderswo als einfacher machbar suggeriert werden, wirkt milde gesagt unprofessionell.

Zum wiederholten Mal: erst die F- Basis stärken, dann Hoffnungen sattelfest fundiert unwiderstehlich machen.Stoff ist genügend da,dank der Krise, die uns noch begleiten wird.

Hier liegen Lösungen auf der Hand, die jedoch dem bequemen Kurs zuwiderlaufen.Sie stützen sich auf Diversität und Verteilung, die gerade mit voller Breitseite torpediert wird.

Kurz gesagt: das VOASG ist ein solcher Torpedo, der ins Mark trifft.

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AW: Basis bereits vorab von Avp-Langläufer getroffen ...

von Christian Timme am 25.10.2020 um 14:50 Uhr

Schöner Vergleich. Fächerschuss von Roter Oktober trifft Munitionskammer von Apotheken ...

DJ

von Karl Friedrich Müller am 25.10.2020 um 10:49 Uhr

Danke Jens?
Seit etwa einem Jahr weiß man, dass die Pflicht zur Angabe der Dosierung auf dem Rezept kommt. Die Pflicht für ÄRZTE, wohlgemerkt.
Steht’s nicht drauf, haftet mal wieder der Apotheker für das Versäumnis.
Wir werden lapidar darauf aufmerksam gemacht
Da hatten also unsere Verbände 1 Jahr Zeit, um mit den Kassen zu sprechen, dass diese Bedrohung für uns nicht Realität wird.
Dann hätte die Meldung auch heißen können: es gibt die Pflicht, aber für uns keine Prüfpflicht
Aber neeeeeeeeeee, man hat wie immer gepennt, lässt uns in der Kacke sitzen. Wie für die Regierung ist das Fußvolk nur fürs Bezahlen und Schikanieren gut. Ansonsten legt man die Hände faul in den Schoß.
Jeder Furz, den Ärzte verbrechen, ist ein Risiko für uns. Die werden bezahlt und es kümmert sie nicht.
Ich reg mich schon wieder auf.
Jens agiert immer ungenierter gegen uns
Es ist allen egal, man kann sich noch Schrott und Vorurteile anhören.

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: DJ

von Karl Friedrich Müller am 25.10.2020 um 14:33 Uhr

Und wenn wir schon bei der Zuarbeit/Lobbyismus von Jens für DocMorris, einer NICHT-APOTHEKE, haben, wo soll das enden, wenn die HBA und SMB-C Karten erhalten? Wer kommt dann noch? Mit der berechtigten Frage: warum die und wir nicht? Darf sich dann JEDER NICHTAPOTHEKER als Heilberufler sehen und AM verkaufen? Amazon oder was sonst noch?
Das ist der Irrsinn!
Wie können Spahn und ABDA zur Rechenschaft gezogen werden?

AW: DJ

von Felix Maertin am 25.10.2020 um 19:19 Uhr

Kleiner Hinweis:
Die Apotheker (DAV) hat sich den Mist mit der Dosierung gewünscht. Wie immer: gut gedacht, an der Realität gescheitert.
Ein Kollege aus dem Karlsruher Raum hatte eine super Idee: fehlt die Dosierung, ergänzt der Apotheker diese und rechnet eine Sondergebühr gegenüber den Krankenkassen ab. Mal sehen, wie lang es da noch Probleme mit gäbe...

AW: DJ

von Heiko Barz am 26.10.2020 um 19:57 Uhr

@K.F:Müller
Einfache Antwort, Spahn ist unangreifbar wegen seiner Immunität als Abgeordneter und BM. Ich kenne zwar die Statuten der ABDA nicht, aber sicher gibt es dort auch „Versicherungen“ gegen die Folgen ihrer Inkompetenz.

Sprossungen oder Salz ?

von Ulrich Ströh am 25.10.2020 um 8:57 Uhr

Die bevorstehenden Wahlen zur ABDA-Spitze erinnern an Sprossungen oder Hausberufungen.

Wahlen mit mehreren Kandidaten sind das Salz in der Suppe in der Demokratie.

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Endlich da ... das VernichtungsOrtsApothekenSicherungsGesetz ...

von Christain Timme am 25.10.2020 um 8:44 Uhr

Es werde Licht: Die über Jahre anhaltende gute Zusammenarbeit zwischen der Standesunvertretung der Apothekers und dem Bundesgesundheitsministerium "trägt endlich Früchte". Unser Noch-Präsident darf sich "nach vollbrachter Tateinheit" in den "wohlverdienten Unruhezustand" entfernen und sein Werk aus der HV-Perspektive "genießen".

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Eröffnung

von Dieter Vogel am 25.10.2020 um 8:03 Uhr

Guten Morgen Frau Peter

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