Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

01.05.2022, 07:15 Uhr

Bin schon gespannt auf die fliegenden pharmazeutischen Dienstleistungen.... (Foto: Alex Schelbert)

Bin schon gespannt auf die fliegenden pharmazeutischen Dienstleistungen.... (Foto: Alex Schelbert)


27. April 2022

Thema Dienstleistungen – die nächste Stufe wird wohl demnächst gezündet: Wir kleinen Apothekers werden dann erfahren, welche Dienstleistungen wir demnächst anbieten dürfen. Denn in der zweiten Sitzung der Schiedsstelle (bei der liegt das Einigungsverfahren zu den Dienstleistungen) hat man sich „relativ sicher“ auf die Dienstleistungen einigen können, verriet die ABDA-Präsidentin im jüngsten Facebook-Live-Talk der ABDA. Dagegen ist man sich wohl noch nicht so sicher, wie diese Dienstleistungen im Einzelnen honoriert werden – das soll dann in einer dritten Schiedsstellen-Runde im Mai geklärt werden. Und dann, ja dann könnten die pharmazeutischen Dienstleistungen Mitte des Jahres „zum Fliegen kommen“, frohlockte unsere Präsidentin. Ui ui ui, mein liebes Tagebuch, dann hoffen wir, dass uns diese Dienstleistungen – das größte und bestgehütete berufspolitische Geheimnis seit langem –  nicht um die Ohren fliegen. Ach, mein liebes Tagebuch, wir können’s gar nicht erwarten…

 

Und noch etwas ganz Bemerkenswertes kündigte ABDA-Präsidentin Overwiening auf Nachfrage im Facebook-Talk an: Der geschäftsführende Vorstand der ABDA babe in seiner letzten Sitzung eine Arbeitsgemeinschaft (AG) zur Weiterentwicklung des PTA-Berufs ins Leben gerufen habe. Ein Antrag des letzten Deutschen Apothekertags habe dies bewirkt. Mein liebes Tagebuch, die ABDA kümmert sich um den PTA-Beruf! Das verdient erstmal ein rotes Kreuz im Kalender. Wer in dieser AG allerdings mitarbeitet, scheint wieder geheim zu sein – die Präsidentin konnte (wollte?) nichts dazu sagen. Nun ja, mein liebes Tagebuch, wenn wir an die AG des Apothekenhonorars zurückdenken (sie arbeitete etwa acht Jahre und ging ergebnislos auseinander), wissen wir  ja, wie es um das Schicksal von ABDA-AGs steht und wann wir, wenn überhaupt, Ergebnisse zu erwarten haben. Die ABDA-Präsidentin baute vor und meinte: So lange die AG arbeite, sollte sie auch in Ruhe ihre Gedanken zusammentragen können. Psst, mein liebes Tagebuch, da wollen wir nicht stören.

 

Über die Agilität und Aktivität der Kammer Nordrhein (AKNR) darf man sich wirklich freuen. Schon in Sachen DocMorris hat sie sich von Anfang an engagiert und gegen Aushöhlung und allzu kreative Auslegung apothekenrechtlicher Vorgaben gekämpft. Jetzt knöpft sie sich die Modelle der Schnelllieferdienste vor: Sie hat Klage gegen den Betreiber des Berliner Unternehmens Kurando erhoben. Die drei Klagepunkte: Kurando soll künftig unterlassen, eine Plattform zu betreiben, auf der Arzneimittellieferungen innerhalb von 30 Minuten angeboten werden, ohne dass durch den Plattformbetreiber gewährleistet wird, dass die Partnerapotheken ihre Beratungspflicht wahrnehmen. Die Kammer stört sich, zweitens, auch daran, dass Kurando auf der Plattform einen Risikocheck anbietet, bei dem Verbraucher die Wechselwirkung verschiedener apothekenpflichtiger Arzneimittel prüfen können – das sei unzulässig. So ein Check sei nämlich eine pharmazeutische Tätigkeit, außerdem wettbewerbswidrig. Und drittens sei es wettbewerbswidrig, dass die Apotheken für die Vermittlung von Aufträgen über apothekenpflichtige Arzneimittel eine Provision in Höhe von 18 Prozent des tatsächlichen Verkaufspreises zu bezahlen haben. Mein liebes Tagebuch, es erstaunt immer wieder, auf welche Modelle sich Apotheken einlassen. Die Klage liegt nun beim Landgericht Berlin, das sich dieses Geschäftsmodell anschauen wird. Wir sind gespannt, ob das Gericht das Modell genauso kritisch sieht wie die Kammer.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Fliegen in. Turbulenzen !

von Ulrich Ströh am 01.05.2022 um 9:25 Uhr

Die pharmazeutischen Dienstleistungen werden Mitte des Jahres zum Fliegen kommen,
aber dann in Turbulenzen geraten .

..und leider flächendeckend abstürzen, weil Mitarbeiter und Zeitkorridore für diese Zusatzaufgaben in vielen Offizinapotheken fehlen werden..

Ohne mehr Mitarbeiter in Apotheken funktioniert das schöne Zukunftsprojekt nicht.
Und diese Mitarbeiter sind aktuell nicht verfügbar.

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