Vierter Einlöseweg für das E-Rezept

CardLink – Digitalgesellschaft Gedisa unter Druck

Berlin - 12.04.2024, 13:45 Uhr

Auch die standeseigene Gedisa will zeitnah eine CardLink-Lösung bereitstellen. (Screenshot: GooglePlay)

Auch die standeseigene Gedisa will zeitnah eine CardLink-Lösung bereitstellen. (Screenshot: GooglePlay)


DocMorris hat vorgelegt – schon bald könnte die Digitalgesellschaft der Apothekerschaft nachziehen: In einer Pressemitteilung vom heutigen Freitag kündigt die Gedisa an, ebenfalls von den schnellen Zulassungsprozessen für das CardLink-Verfahren profitieren zu wollen. Die Branche dürfte an dieser Stelle ganz genau hinschauen. Denn in den vergangenen Monaten häufte sich die Kritik an dem standeseigenen Unternehmen.

Der Arzneimittelversender DocMorris ist der erste Marktteilnehmer, der eine Zulassung der Gematik für das sogenannte CardLink-Verfahren erhalten hat. Das teilte das niederländische Unternehmen am vergangenen Mittwoch mit – nur drei Wochen, nachdem die finale Spezifikation bekannt geworden war. Die Geschwindigkeit überrascht nicht, gilt CardLink doch als ein E-Rezept-Einlöseweg, der speziell auf die Versender zugeschnitten ist. Alle Bedenken am Verfahren, die vonseiten der Gematik-Gesellschafter geäußert worden waren, verhallten: Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) soll Mitte März seine Stimmenmehrheit von 51 Prozent genutzt haben, um CardLink gegen das Votum der Apotheker, Ärzte und Kassen durchzudrücken.

Wie funktioniert das CardLink-Verfahren? 

Das CardLink-Verfahren ermöglicht es, ortsunabhängig E-Rezepte mittels Versichertenkarte (eGK) abzurufen. Der eHealth-CardLink übernimmt dabei die Rolle des Kartenterminals. Die eGK wird allerdings nicht physisch gesteckt, sondern über ein Handy mit entsprechender App mit dem eHealth-CardLink verbunden. Dieser verbindet sich wiederum mit dem Konnektor in der Apotheke. Danach passiert technische dasselbe wie beim Abruf mittels eGK in der Apotheke: Nach einem Versichertenstammdatenabgleich werden die E-Rezepte vom Fachdienst abgerufen. (jb)

Die Hoffnungen der Apothekerinnen und Apotheker ruhen nun auf der standeseigenen Digitalgesellschaft Gedisa. Ende des Jahres 2021 gründeten 16 Landesapothekerverbände und -vereine das Unternehmen, um ihre Kräfte zu bündeln und digitale Lösungen für den Apothekensektor zu entwickeln. Einzig der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) konnte sich nicht dazu durchringen, als Gesellschafter einzusteigen. Er bemängelte unter anderem, dass kein klarer Fahrplan in Form eines Businessplans vorliege und somit nicht abzuschätzen sei, welche finanziellen Belastungen den AVWL-Mitgliedern möglicherweise drohten.

Beobachter sehen Gedisa-Angebot kritisch

Die Gedisa betreibt insbesondere das Apothekenportal, über das die Apotheken bundesweit während der Pandemie COVID-19-Impfzertifikate ausstellten. Auch wenn diese Funktion unbestreitbar wichtig und wertvoll für die Branche war: Seither ist aus Sicht vieler Beobachter kein großer Wurf mehr gelungen. Die Gesellschaft laufe dem Markt hinterher, kritisieren manche. Noch sei es ihr nicht geglückt, ein Angebot zu schaffen, das mehr böte als ohnehin verfügbar.

Mit Blick auf das CardLink-Verfahren steht die Gedisa jetzt also unter Druck. Sie muss liefern – und zwar schnell. In einer Pressemitteilung vom heutigen Freitag kündigt sie an, bald nachziehen zu wollen, wenn auch die Formulierung eher schwammig ist. „Wir freuen uns über das schnelle Vorgehen bei der Hersteller- und Anbieterzulassung für CardLink-Lösungen durch die gematik und gehen als standeseigener Anbieter davon aus, dass wir zeitlich eben falls davon profitieren werden“, wird Gedisa-Geschäftsführer Sören Friedrich zitiert. „Für die Gedisa selbst, aber auch für die an das Gedisa-Angebot angeschlossenen Marktpartner, bedeuten Zulassungszeiten von unter einem Monat eine deutliche Beschleunigung für die Bereitstellung eines Angebots für die öffentlichen Apotheken in Deutschland", führt er weiter aus.

Ziel: CardLink-Start im zweiten Quartal 2024

In einer Pressemitteilung vom 28. März wurde das Unternehmen konkreter: Vor gut zwei Wochen hieß es, die Umsetzung werde voraussichtlich noch im zweiten Quartal 2024 erfolgen. Das Ziel benannte Friedrich seinerzeit klar: „Um die öffentlichen Apotheken nicht erneut vor die Qual der Wahl bezüglich eines oder gar mehrerer CardLink-Anbieter zu stellen, haben wir uns als standeseigenes Unternehmen dazu entschieden, den Vor-Ort-Apotheken eine bundesweit einheitliche Lösung zu einem fairen Preis zur Verfügung zu stellen“, sagte der Gedisa-Geschäftsführer.

In jedem Fall muss sich die Gedisa sputen, will sie mit der Marktentwicklung mithalten. Denn auch die Plattform gesund.de hat der Gematik nach eigenen Angaben eine CardLink-Lösung zur Zulassung vorgelegt und erwartet, sie den Apotheken im Mai bereitstellen zu können. Für die Akzeptanz der Gedisa in den eigenen Reihen dürfte das schnelle Umsetzen eines standeseigenen Angebots vor diesem Hintergrund von entscheidender Bedeutung sein. Ob die Gedisa bereits eine Zulassung beantragt hat, geht weder aus der Pressemitteilung vom heutigen Freitag noch aus jener vom 28. März hervor. Eine Anfrage der DAZ bei der Gedisa dazu läuft.


Christina Grünberg (gbg), Apothekerin, Betriebswirtin (IWW), DAZ-Redakteurin
cgruenberg@daz.online


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1 Kommentar

ApoGuide

von Martin Straulino am 12.04.2024 um 22:59 Uhr

Was ich mir von der App wünsche und auch schon an Gedisa geschrieben habe:
Wenn ich die App öffne, sollten folgende Funktionen OHNE scrollen verfügbar sein:
1 namentliche Anzeige der Wunsch-Apotheke
2 Anrufen / Nachricht schreiben
3 Rezeptfoto senden (rosa Rezept oder QR-Code)
4 E-Rezept per CardLink
Wenn ich mir die App gerade jetzt ansehe, dann startet diese mit "Digitaler Medikationsplan" - so etwas brauche ich doch erst einmal nicht. Wenn ich "Rezept senden" will, muss ich schon scrollen ...
Einfach und intuitiv geht anders bzw. besser!!

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