Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

24.03.2019, 08:00 Uhr

Im April soll's losgehen mit dem Gesetzgebungsverfahren für eine Apothekenreform – aber da gibt's noch einige Fragen! (Foto. Andi Dalferth)

Im April soll's losgehen mit dem Gesetzgebungsverfahren für eine Apothekenreform – aber da gibt's noch einige Fragen! (Foto. Andi Dalferth)


20. März 2019

Die Union ist froh über den neuen Spahn-Plan: Der Unions-Berichterstatter zu Apothekenthemen, Michael Hennrich, hält den Kompromiss für eine „kluge Lösung“ und er sieht „Perspektiven und Chancen für die Apotheker“ – im Prinzip ja, Herr Hennrich, aber mit Verlaub, wenn wir Dienstleistungen für einen Niedriglohn anbieten sollen, dann schwinden die Chancen. Aber Sie haben ja angekündigt, beim Apothekenhonorar und den genannten Summen nochmals genauer hinzuschauen. Wir halten gerne die Lupe! Hennrich hält es zudem für wahrscheinlich, dass die SPD mitzieht.


Der Kommentar von Fritz Becker, Chef des Deutschen Apothekerverbands, zum neuen Spahn-Eckpunktepapier: „Ich bin froh, dass der Erhalt einheitlicher Abgabepreise für verschreibungspflichtige Arzneimittel jetzt auch vom Bundesgesundheitsministerium als klares Ziel definiert ist.“ Mit den honorierten Dienstleistungen werde „ein neues Kapitel in der Versorgung aufgeschlagen“, ist sich der Verbandsmann sicher. Aber, ganz klar, auch für ihn sind die finanziellen Mittel für die Dienstleistungen und für den Notdienstfonds zu knapp bemessen. Alles in allem: Jetzt kommt’s auf die wasserdichte Umsetzung an, meint Becker. Genau, mein liebes Tagebuch, da gibt’s noch die eine oder andere undichte Stelle…


Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz hat sich in der Kammerversammlung auch das Eckpunkte-Papier vorgenommen. Ihre Meinung dazu: Es sei ein „wichtiges Signal“, das Rx-Boni-Verbot im SGB V zu verankern, auch wenn es juristisch „nicht unumstritten“ sei. Sie hält es für möglich, dass es dann sogar zu einem zweiten EuGH-Verfahren kommen könnte. Aber dem könne sie sogar Positives abgewinnen, denn „dann kommt endlich wieder Druck auf den Kessel“.

Bravo, mein liebes Tagebuch, so muss man da ran gehen, das Risiko ist überschaubar. Letztlich bliebe immer noch die Forderung nach dem Rx-Versandverbot. Auch die weiteren Punkte des neuen Eckpunkte-Papiers begrüßte Linz (Erhalt der freien Apothekenwahl, Honorierung pharmazeutischer Dienstleistungen), nur das geringer ausgefallene Apothekerhonorar stößt bei ihr auf Kritik: Für Kliniken und Ärzten gibt’s Honorarzuwächse, bei Apothekern gibt’s Stagnation. Sie sieht es richtig: Wenn man will, dass sich Nachwuchsapotheker für eine Apotheke vor Ort entscheiden, muss man deutliche höhere Honorarzuwächse ansetzen. Eine Kürzung des Honorars für Dienstleistungen kommt für sie nicht in Frage. 


Mein liebes Tagebuch, das war übrigens die letzte Kammerversammlung, die Magdalene Linz als Kammerpräsidentin leitete. Sie wird aus privaten Gründen bei der nächsten Wahl kein weiteres Mal kandidieren. Das ist zu respektieren, mein liebes Tagebuch, ist sie doch seit 2000 Präsidentin der AK Niedersachsen. Sie war übrigens auch die erste Präsidentin der Bundesapothekerkammer! Dennoch, schade ist es schon, dass Linz die berufspolitische Bühne verlässt, denn sie war gut vernetzt, sie ging die Berufspolitik mit Augenmaß an, mit Vernunft. Und sie hinterfragte kritisch, was aus Berlin kam. Sie nickte ABDA-Begehren nicht einfach ab, sondern hatte den Mut, Kontra zu geben, freundlich, aber sachlich und bestimmt. Solche Berufspolitikerinnen braucht das Land! 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

Zu „SEEHOFOmat“ kamen 10.000 nach Bonn ...

von Christian Timme am 24.03.2019 um 11:27 Uhr

unter Mitwirkung der Standesorganisationen. Was ist aus „diesem Laden“ geworden?. Die damalige Bezeichnung „Schubladenzieher“ klingt heute fast wie ein Adelstitel. Wenn der „Rezeptscanner“ erst mal den weißen Kittel trägt und der Kommissionierautomat den Botendienst organisiert ... braucht es auch keinen Apotheker mehr ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Zu „SEEHOFOmat“ kamen 10.000 nach

von Christiane Patzelt am 24.03.2019 um 14:47 Uhr

Ich liebe ja so Kommentare-nicht!
Wer den Apotheker auf den Logistiker reduziert, der kommt zu Ihrer Schlußfolgerung!
Schieben Sie mal die Tastatur beiseite, gehen mal an die frische Luft und besuchen auch mal wieder ne ( gut geführte ) Offizin! Und glauben Sie es oder nicht, ständiger Widerstand macht müde—ich denk mir oft, die Politik will nur miese Versorgung bezahlen, dann soll das so sein! Wir geben hier alle viel Lebenszeit und Engagement drauf, damit der Patient nicht merkt, wie beklemmend beschissen die Situation in den Apotheken ist, vielleicht ist das ein Fehler! Vielleicht....
Jedenfalls sind Ihre Bemerkungen nicht hilfreich, Kloppe kriegen wir da draußen schon genug!

AW: Zu „SEEHOFOmat“ kamen 10.000 nach ...

von Christian Timme am 24.03.2019 um 16:16 Uhr

Sehr geehrte Frau Patzelt, im Grunde genommen sind Sie aus dem richtigen Schrot und Korn gemacht um dieser anspruchsvollen Aufgabe in der Apotheke gewachsen zu sein. Resignation ist sicher in diesem Umfeld angebracht, nur leider keine Lösung. Denn es gibt immer zwei Lösungen, die der Gegner und die der Apotheken. Ich habe mich1986 für die Apotheken entschieden, auch weil ich Persönlichkeiten kennenlernen durfte, an deren Seite es lohnte für Ihre Aufgabe zu kämpfen. Diese Persönlichkeiten, die damals übrigens heftigst aus den eigenen Reihen kritisiert wurden, gibt es nicht mehr. Mehr als eine Dekade ist vergangen und dieser ehemals stolze Berufsstand wurde entkernt ... und viele haben nur zugesehen und die ersten Klagelieder angestimmt. Dies ist das aktuelle Ergebnis der eigenen Standespolitik und derer die dafür auch noch gezahlt haben ... das zum Thema Logistik.

Demonstrationen!

von Gunnar Müller, Detmold am 24.03.2019 um 10:40 Uhr

Demonstrationen haben was. Denn sie setzen äußerlich das um, was die Demonstrierenden im Inneren empfinden. Und die eigentlich Verantwortlichen (Politiker aber auch: Standespolitiker!) nicht oder nur unzulänglich aufnehmen und umsetzen.
Demonstrationen kommen vielfach zu früh, am falschen Tag, bei zu schönem oder zu schlechtem Wetter oder werden von den falschen (?) Leuten organisiert oder mit unpassenden Themen besetzt.
Im besten Fall nimmt die Fachpresse sie auf. Dann freut Euch! Vielfach möchte JEDE exklusiv darüber berichten, denn das schafft Zugriffe - und erhöht die Werbeeinnahmen ... Schade eigentlich. Sind es manche Themen nicht auch so wert, darüber zu berichten? Mal abgesehen vom selbst auferlegten Pressekodex, den man so oder so auslegen kann ...
Meist (und vor allem bei den Apothekern) kommt es zu solchen Demonstrationen aber gar nicht. (Schade eigentlich)
Oder sie kommen schlicht zu spät, wie wieder einmal die von Gabriele Regina Overwiening, die gestern - und damit leider sieben Jahre zu spät! – das Bild der Zitrone bemühte, um die gegenwärtige (?) Situation der Apothekerschaft zu beschreiben, die man nur einmal auspressen kann (Chris Patzelt und die Teilnehmer an der letzten Apotheker – Demo 2012 vor dem Bundesratsgebäude dürften wissen, wovon ich spreche…).
Ich wünsche deshalb der heutigen Demo in Berlin (DAZ online berichtete tatsächlich darüber) von ganzem Herzen viel Erfolg, einen guten Verlauf - und viele Teilnehmer von der Apothekerbasis!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Demonstrationen

von Christiane Patzelt am 24.03.2019 um 14:52 Uhr

Ja, Gunnar- 7 Jahre später...die Zitronen hab ich heute nicht dabei, aber das immer noch nagende Gefühl, von der Standesvertretung allein gelassen zu sein! Demo-Schilder tragen ist halt nur was für den Plebs! Mögen den ABDA-Granden die Sahneteilchen heut ordentlich im Magen liegen bleiben...

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