Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

24.03.2019, 08:00 Uhr

Im April soll's losgehen mit dem Gesetzgebungsverfahren für eine Apothekenreform – aber da gibt's noch einige Fragen! (Foto. Andi Dalferth)

Im April soll's losgehen mit dem Gesetzgebungsverfahren für eine Apothekenreform – aber da gibt's noch einige Fragen! (Foto. Andi Dalferth)


21. März 2019 

Am kommenden Sonntag, 24. März, ist’s soweit: Der von den drei Apothekers Maria Zoschke, Maximilian Wilke und Joachim Schrot initiierte Protest wird sich in Berlin in Bewegung setzen. Demonstriert wird für den Erhalt der Apotheken vor Ort und gegen den durch die EU begünstigten wachsenden Einfluss internationaler Großkonzerne aufs deutsche Gesundheitswesen. Da es auch um die Arbeitsplätze von Angestellten geht, hat sich die Apothekengewerkschaft Adexa angeschlossen. Der Marsch startet um 15 Uhr, Bahnhof Friedrichstraße, und geht zum Brandenburger Tor (weitere Infos unter #rettedeineapotheke auf Facebook und Twitter). Mein liebes Tagebuch, da gibt’s kein Wenn und Aber, da geht man mit, wenn man es nur irgendwie möglich machen kann. Gerade jetzt, wo das Spahn-Papier unser Honorar-Plus eingedampft hat und die Gleichpreisigkeit noch immer mehr als wackelt. 


Ja, ja, ist alles nicht so einfach, die Sache mit mit dem Rx-Versandverbot und der Gleichpreisigkeit. Das neueste Spahn-Papier scheint die Apothekenlager zu teilen: Während die ABDA und die Verbände prinzipiell das neue Spahnsche Paket – mit Ausnahme des zu gering ausgefallenen Honorar-Plus – begrüßen, regt sich in einigen Kammern Widerstand. Die Brandenburger glauben nicht so recht an den Spuk um das Rx-Boni-Verbot mithilfe des SGB V. Und jetzt kommen die Hessen und wollen wie Brandenburg ebenfalls ein Zurück zur Forderung nach dem Rx-Versandverbot. Auch die Hessen sehen eine Überführung des Rx-Boni-Verbots ins Sozialrecht als untaugliches Mittel. Denn dann würden Selbstzahler und Privatversicherte nicht davon betroffen, die Gleichpreisigkeit wäre mitnichten hergestellt. Aus anderen Kammern waren auch Bedenken zu hören, ob ein Rx-Boni-Verbot im Sozialrecht überhaupt Eu-rechtssicher zu machen sei. Mein liebes Tagebuch, die Meinungsverschiedenheiten zeigen: Wir sind noch lange nicht am Ziel. So schön es wäre, wenn wir endlich, endlich Klarheit hätten, aber vielleicht ist es doch besser, wir reden da nochmal ausführlich drüber, bevor ein insuffizientes Gesetz durchgepeitscht wird, das uns in den nächsten Schlamassel manövriert. 


Noch vor zwei Tagen kündigte die SPD Widerstand gegen den Spahn-Plan an, Sabine Dittmar wollte sogar ein eigenes Gesetz zur Apotheken-Reform. Jetzt twittert Karl Lauterbach: „Wir ziehen mit.“ Man wolle Spahns Vorschlag gegen das Versandhandelsverbot mittragen unter der Bedingung: gleiche Regeln für Ausländer und Inländer und umfassende Rechtsprüfung. Da schau an, mein liebes Tagebuch. Was ihn und den Rest der SPD dazu bewogen hat, kann man nur mutmaßen. Es sei wie es ist: Mit der Zustimmung der SPD könnte die Apotheken-Reform doch noch rascher kommen. Was allerdings bedeutet: Genau hinsehen und aufpassen, was dann im Referentenentwurf steht, wie die Formulierung des Gesetzestextes lautet. Und damit müssen wir rechnen: Das Rx-Boni-Verbot kommt ins Sozialgesetzbuch und unser Honorarplus fällt viel geringer aus als anfangs angekündigt: Weniger für den Nachtdienstfonds und nur einen kleinen Fonds für pharmazeutische Dienstleistungen. Mein liebes Tagebuch, wir sind wieder einmal die Gekniffenen. Vermutlich werden wir nach allen Diskussionen und Debatten noch dankbar sein – Gilt dann wieder das Bewährte ABDA-Motto: Hätte schlimmer kommen können?



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

Zu „SEEHOFOmat“ kamen 10.000 nach Bonn ...

von Christian Timme am 24.03.2019 um 11:27 Uhr

unter Mitwirkung der Standesorganisationen. Was ist aus „diesem Laden“ geworden?. Die damalige Bezeichnung „Schubladenzieher“ klingt heute fast wie ein Adelstitel. Wenn der „Rezeptscanner“ erst mal den weißen Kittel trägt und der Kommissionierautomat den Botendienst organisiert ... braucht es auch keinen Apotheker mehr ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Zu „SEEHOFOmat“ kamen 10.000 nach

von Christiane Patzelt am 24.03.2019 um 14:47 Uhr

Ich liebe ja so Kommentare-nicht!
Wer den Apotheker auf den Logistiker reduziert, der kommt zu Ihrer Schlußfolgerung!
Schieben Sie mal die Tastatur beiseite, gehen mal an die frische Luft und besuchen auch mal wieder ne ( gut geführte ) Offizin! Und glauben Sie es oder nicht, ständiger Widerstand macht müde—ich denk mir oft, die Politik will nur miese Versorgung bezahlen, dann soll das so sein! Wir geben hier alle viel Lebenszeit und Engagement drauf, damit der Patient nicht merkt, wie beklemmend beschissen die Situation in den Apotheken ist, vielleicht ist das ein Fehler! Vielleicht....
Jedenfalls sind Ihre Bemerkungen nicht hilfreich, Kloppe kriegen wir da draußen schon genug!

AW: Zu „SEEHOFOmat“ kamen 10.000 nach ...

von Christian Timme am 24.03.2019 um 16:16 Uhr

Sehr geehrte Frau Patzelt, im Grunde genommen sind Sie aus dem richtigen Schrot und Korn gemacht um dieser anspruchsvollen Aufgabe in der Apotheke gewachsen zu sein. Resignation ist sicher in diesem Umfeld angebracht, nur leider keine Lösung. Denn es gibt immer zwei Lösungen, die der Gegner und die der Apotheken. Ich habe mich1986 für die Apotheken entschieden, auch weil ich Persönlichkeiten kennenlernen durfte, an deren Seite es lohnte für Ihre Aufgabe zu kämpfen. Diese Persönlichkeiten, die damals übrigens heftigst aus den eigenen Reihen kritisiert wurden, gibt es nicht mehr. Mehr als eine Dekade ist vergangen und dieser ehemals stolze Berufsstand wurde entkernt ... und viele haben nur zugesehen und die ersten Klagelieder angestimmt. Dies ist das aktuelle Ergebnis der eigenen Standespolitik und derer die dafür auch noch gezahlt haben ... das zum Thema Logistik.

Demonstrationen!

von Gunnar Müller, Detmold am 24.03.2019 um 10:40 Uhr

Demonstrationen haben was. Denn sie setzen äußerlich das um, was die Demonstrierenden im Inneren empfinden. Und die eigentlich Verantwortlichen (Politiker aber auch: Standespolitiker!) nicht oder nur unzulänglich aufnehmen und umsetzen.
Demonstrationen kommen vielfach zu früh, am falschen Tag, bei zu schönem oder zu schlechtem Wetter oder werden von den falschen (?) Leuten organisiert oder mit unpassenden Themen besetzt.
Im besten Fall nimmt die Fachpresse sie auf. Dann freut Euch! Vielfach möchte JEDE exklusiv darüber berichten, denn das schafft Zugriffe - und erhöht die Werbeeinnahmen ... Schade eigentlich. Sind es manche Themen nicht auch so wert, darüber zu berichten? Mal abgesehen vom selbst auferlegten Pressekodex, den man so oder so auslegen kann ...
Meist (und vor allem bei den Apothekern) kommt es zu solchen Demonstrationen aber gar nicht. (Schade eigentlich)
Oder sie kommen schlicht zu spät, wie wieder einmal die von Gabriele Regina Overwiening, die gestern - und damit leider sieben Jahre zu spät! – das Bild der Zitrone bemühte, um die gegenwärtige (?) Situation der Apothekerschaft zu beschreiben, die man nur einmal auspressen kann (Chris Patzelt und die Teilnehmer an der letzten Apotheker – Demo 2012 vor dem Bundesratsgebäude dürften wissen, wovon ich spreche…).
Ich wünsche deshalb der heutigen Demo in Berlin (DAZ online berichtete tatsächlich darüber) von ganzem Herzen viel Erfolg, einen guten Verlauf - und viele Teilnehmer von der Apothekerbasis!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Demonstrationen

von Christiane Patzelt am 24.03.2019 um 14:52 Uhr

Ja, Gunnar- 7 Jahre später...die Zitronen hab ich heute nicht dabei, aber das immer noch nagende Gefühl, von der Standesvertretung allein gelassen zu sein! Demo-Schilder tragen ist halt nur was für den Plebs! Mögen den ABDA-Granden die Sahneteilchen heut ordentlich im Magen liegen bleiben...

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