Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

24.03.2019, 08:00 Uhr

Im April soll's losgehen mit dem Gesetzgebungsverfahren für eine Apothekenreform – aber da gibt's noch einige Fragen! (Foto. Andi Dalferth)

Im April soll's losgehen mit dem Gesetzgebungsverfahren für eine Apothekenreform – aber da gibt's noch einige Fragen! (Foto. Andi Dalferth)


23. März 2019

Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Josef Laumann redete Tacheles auf dem Westfälisch-Lippischen Apothekertag: Der Koalitionsvertrag hätte klarer formuliert sein müssen, dann hätte die Groko das Rx-Versandverbot strikt verfolgen müssen, aber die SPD hatte das nicht gewollt. Den jetzigen Weg über das Boni-Verbot im SGB V trägt er allerdings mit, denn es bringt Gleichpreisigkeit. Aber das sei nur ein Zwischenschritt, letztlich wolle auch er das Rx-Versandverbot. Das Problem sei nur, wie man DocMorris „katholisch machen“ könne, will heißen: Wie schafft man, dass sich die Versender dann an das Boni-Verbot halten. Daher müssten Sanktionen her. Mein liebes Tagebuch, gut dass es den Laumann gibt, er meint es gut und ernst mit uns Apothekers.

Und noch eine starke Rede auf dem Apothekertag in Münster: die der Präsidentin. Gabriele Overwiening las Spahn freundlich aber bestimmt die Leviten. Sein Eckpunktepapier sei nur ein Zwischenergebnis, es seien noch viele Fragen offen, „die Messe ist noch nicht gelesen“, so Overwiening, „uns wurde schon viel in Aussicht gestellt, jetzt brauchen wir Verlässlichkeit“. Denn die Ziele des Eckpunktepapiers seien zwar richtig, aber die Umsetzung schwierig. „Handeln Sie“, rief sie Spahn zu, „dann wird Zukunft machbar“. Wie wahr, mein liebes Tagebuch. 


Dann der Auftritt von Jens Spahn auf dem Westfälisch-Lippischen Apothekertag. Ein guter Draht der Kammerpräsidentin Gabriele Overwiening zum Bundesgesundheitminister und die Tatsache, dass Spahn aus der Region Münster kommt, machten es möglich. Und ein guter Zeitpunkt des Apothekertags, hatte Spahn doch Anfang der Woche sein neues Eckpunktepapier für eine Apothekenreform vorgestellt, Version 2.0 – er hatte über seine Version 1.0 vom Dezember nachgedacht und seine Meinung geändert: Statt Rx-Boni-Begrenzung für ausländische Versender will er ein Boni-Verbot nun im Sozialgesetzbuch verankern. Er glaubt, es sei rechtlich sicher und durchsetzbar. Mein liebes Tagebuch, wir werden sehen. Ein kleiner Seitenhieb auf die ABDA war auch dabei: Obwohl er auf vielen Apothekertagen immer wieder Vorschläge für ein neues Honorarsystem für Apotheker einforderte, seien keine von der ABDA gekommen. Jetzt hat er den ersten Schritt gemacht: Er kann sich honorierte pharmazeutische Dienstleistungen vorstellen. Das könnten auch Folgeverordnungen für chronisch Kranken sei – oder Grippeschutzimpfungen in Apotheken. Mein liebes Tagebuch, da bleibt Spahn hartnäckig, er schaut nach Frankreich und sieht, dass es dort funktioniert. Er will das auch in Deutschland und darüber mit Apotheker diskutieren. Gut so, vielleicht kann er da der trägen ABDA einen Schubs geben. Und was Spahn noch sagte: Die Apotheke ist unverzichtbar – und das war einen großen Applaus des Apothekertags wert. Ach, ja, warum die Apotheker für die Dienstleistungen nur noch mit 105 Mio. statt mit 240 Mio. Euro abgespeist werden sollen, darüber ließ er kein Wort fallen. Seine Ankündigung, dass es im April mit dem Gesetzgebungsverfahren zur Apothekenreform endlich losgehen soll, jetzt, wo SPD-Lauterbach twitterte, mitziehen zu wollen, hatte wohl so manchen Knackpunkt seines Eckpunktepapiers in den Hintergrund gedrängt. Mein liebes Tagebuch, keine Sorge, das kommt alles wieder nach oben, wir sind da noch lange nicht am Ende.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

Zu „SEEHOFOmat“ kamen 10.000 nach Bonn ...

von Christian Timme am 24.03.2019 um 11:27 Uhr

unter Mitwirkung der Standesorganisationen. Was ist aus „diesem Laden“ geworden?. Die damalige Bezeichnung „Schubladenzieher“ klingt heute fast wie ein Adelstitel. Wenn der „Rezeptscanner“ erst mal den weißen Kittel trägt und der Kommissionierautomat den Botendienst organisiert ... braucht es auch keinen Apotheker mehr ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Zu „SEEHOFOmat“ kamen 10.000 nach

von Christiane Patzelt am 24.03.2019 um 14:47 Uhr

Ich liebe ja so Kommentare-nicht!
Wer den Apotheker auf den Logistiker reduziert, der kommt zu Ihrer Schlußfolgerung!
Schieben Sie mal die Tastatur beiseite, gehen mal an die frische Luft und besuchen auch mal wieder ne ( gut geführte ) Offizin! Und glauben Sie es oder nicht, ständiger Widerstand macht müde—ich denk mir oft, die Politik will nur miese Versorgung bezahlen, dann soll das so sein! Wir geben hier alle viel Lebenszeit und Engagement drauf, damit der Patient nicht merkt, wie beklemmend beschissen die Situation in den Apotheken ist, vielleicht ist das ein Fehler! Vielleicht....
Jedenfalls sind Ihre Bemerkungen nicht hilfreich, Kloppe kriegen wir da draußen schon genug!

AW: Zu „SEEHOFOmat“ kamen 10.000 nach ...

von Christian Timme am 24.03.2019 um 16:16 Uhr

Sehr geehrte Frau Patzelt, im Grunde genommen sind Sie aus dem richtigen Schrot und Korn gemacht um dieser anspruchsvollen Aufgabe in der Apotheke gewachsen zu sein. Resignation ist sicher in diesem Umfeld angebracht, nur leider keine Lösung. Denn es gibt immer zwei Lösungen, die der Gegner und die der Apotheken. Ich habe mich1986 für die Apotheken entschieden, auch weil ich Persönlichkeiten kennenlernen durfte, an deren Seite es lohnte für Ihre Aufgabe zu kämpfen. Diese Persönlichkeiten, die damals übrigens heftigst aus den eigenen Reihen kritisiert wurden, gibt es nicht mehr. Mehr als eine Dekade ist vergangen und dieser ehemals stolze Berufsstand wurde entkernt ... und viele haben nur zugesehen und die ersten Klagelieder angestimmt. Dies ist das aktuelle Ergebnis der eigenen Standespolitik und derer die dafür auch noch gezahlt haben ... das zum Thema Logistik.

Demonstrationen!

von Gunnar Müller, Detmold am 24.03.2019 um 10:40 Uhr

Demonstrationen haben was. Denn sie setzen äußerlich das um, was die Demonstrierenden im Inneren empfinden. Und die eigentlich Verantwortlichen (Politiker aber auch: Standespolitiker!) nicht oder nur unzulänglich aufnehmen und umsetzen.
Demonstrationen kommen vielfach zu früh, am falschen Tag, bei zu schönem oder zu schlechtem Wetter oder werden von den falschen (?) Leuten organisiert oder mit unpassenden Themen besetzt.
Im besten Fall nimmt die Fachpresse sie auf. Dann freut Euch! Vielfach möchte JEDE exklusiv darüber berichten, denn das schafft Zugriffe - und erhöht die Werbeeinnahmen ... Schade eigentlich. Sind es manche Themen nicht auch so wert, darüber zu berichten? Mal abgesehen vom selbst auferlegten Pressekodex, den man so oder so auslegen kann ...
Meist (und vor allem bei den Apothekern) kommt es zu solchen Demonstrationen aber gar nicht. (Schade eigentlich)
Oder sie kommen schlicht zu spät, wie wieder einmal die von Gabriele Regina Overwiening, die gestern - und damit leider sieben Jahre zu spät! – das Bild der Zitrone bemühte, um die gegenwärtige (?) Situation der Apothekerschaft zu beschreiben, die man nur einmal auspressen kann (Chris Patzelt und die Teilnehmer an der letzten Apotheker – Demo 2012 vor dem Bundesratsgebäude dürften wissen, wovon ich spreche…).
Ich wünsche deshalb der heutigen Demo in Berlin (DAZ online berichtete tatsächlich darüber) von ganzem Herzen viel Erfolg, einen guten Verlauf - und viele Teilnehmer von der Apothekerbasis!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Demonstrationen

von Christiane Patzelt am 24.03.2019 um 14:52 Uhr

Ja, Gunnar- 7 Jahre später...die Zitronen hab ich heute nicht dabei, aber das immer noch nagende Gefühl, von der Standesvertretung allein gelassen zu sein! Demo-Schilder tragen ist halt nur was für den Plebs! Mögen den ABDA-Granden die Sahneteilchen heut ordentlich im Magen liegen bleiben...

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