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23. März 2019
Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Josef Laumann redete Tacheles auf dem Westfälisch-Lippischen Apothekertag: Der Koalitionsvertrag hätte klarer formuliert sein müssen, dann hätte die Groko das Rx-Versandverbot strikt verfolgen müssen, aber die SPD hatte das nicht gewollt. Den jetzigen Weg über das Boni-Verbot im SGB V trägt er allerdings mit, denn es bringt Gleichpreisigkeit. Aber das sei nur ein Zwischenschritt, letztlich wolle auch er das Rx-Versandverbot. Das Problem sei nur, wie man DocMorris „katholisch machen“ könne, will heißen: Wie schafft man, dass sich die Versender dann an das Boni-Verbot halten. Daher müssten Sanktionen her. Mein liebes Tagebuch, gut dass es den Laumann gibt, er meint es gut und ernst mit uns Apothekers.
Und noch eine starke Rede auf dem Apothekertag in Münster: die der Präsidentin. Gabriele Overwiening las Spahn freundlich aber bestimmt die Leviten. Sein Eckpunktepapier sei nur ein Zwischenergebnis, es seien noch viele Fragen offen, „die Messe ist noch nicht gelesen“, so Overwiening, „uns wurde schon viel in Aussicht gestellt, jetzt brauchen wir Verlässlichkeit“. Denn die Ziele des Eckpunktepapiers seien zwar richtig, aber die Umsetzung schwierig. „Handeln Sie“, rief sie Spahn zu, „dann wird Zukunft machbar“. Wie wahr, mein liebes Tagebuch.
Dann der Auftritt von Jens Spahn auf dem Westfälisch-Lippischen Apothekertag. Ein guter Draht der Kammerpräsidentin Gabriele Overwiening zum Bundesgesundheitminister und die Tatsache, dass Spahn aus der Region Münster kommt, machten es möglich. Und ein guter Zeitpunkt des Apothekertags, hatte Spahn doch Anfang der Woche sein neues Eckpunktepapier für eine Apothekenreform vorgestellt, Version 2.0 – er hatte über seine Version 1.0 vom Dezember nachgedacht und seine Meinung geändert: Statt Rx-Boni-Begrenzung für ausländische Versender will er ein Boni-Verbot nun im Sozialgesetzbuch verankern. Er glaubt, es sei rechtlich sicher und durchsetzbar. Mein liebes Tagebuch, wir werden sehen. Ein kleiner Seitenhieb auf die ABDA war auch dabei: Obwohl er auf vielen Apothekertagen immer wieder Vorschläge für ein neues Honorarsystem für Apotheker einforderte, seien keine von der ABDA gekommen. Jetzt hat er den ersten Schritt gemacht: Er kann sich honorierte pharmazeutische Dienstleistungen vorstellen. Das könnten auch Folgeverordnungen für chronisch Kranken sei – oder Grippeschutzimpfungen in Apotheken. Mein liebes Tagebuch, da bleibt Spahn hartnäckig, er schaut nach Frankreich und sieht, dass es dort funktioniert. Er will das auch in Deutschland und darüber mit Apotheker diskutieren. Gut so, vielleicht kann er da der trägen ABDA einen Schubs geben. Und was Spahn noch sagte: Die Apotheke ist unverzichtbar – und das war einen großen Applaus des Apothekertags wert. Ach, ja, warum die Apotheker für die Dienstleistungen nur noch mit 105 Mio. statt mit 240 Mio. Euro abgespeist werden sollen, darüber ließ er kein Wort fallen. Seine Ankündigung, dass es im April mit dem Gesetzgebungsverfahren zur Apothekenreform endlich losgehen soll, jetzt, wo SPD-Lauterbach twitterte, mitziehen zu wollen, hatte wohl so manchen Knackpunkt seines Eckpunktepapiers in den Hintergrund gedrängt. Mein liebes Tagebuch, keine Sorge, das kommt alles wieder nach oben, wir sind da noch lange nicht am Ende.
5 Kommentare
Zu „SEEHOFOmat“ kamen 10.000 nach Bonn ...
von Christian Timme am 24.03.2019 um 11:27 Uhr
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AW: Zu „SEEHOFOmat“ kamen 10.000 nach
von Christiane Patzelt am 24.03.2019 um 14:47 Uhr
AW: Zu „SEEHOFOmat“ kamen 10.000 nach ...
von Christian Timme am 24.03.2019 um 16:16 Uhr
Demonstrationen!
von Gunnar Müller, Detmold am 24.03.2019 um 10:40 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Demonstrationen
von Christiane Patzelt am 24.03.2019 um 14:52 Uhr
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