- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Mein liebes Tagebuch
18. Juni 2019
Selbst wenn es auf regionaler Ebene bisweilen recht positive Ansätze für eine Zusammenarbeit gibt: Die AOK mag Apotheken nicht. Ja, so platt muss man das sagen. Denn der AOK-Bundesverband feuert gegen Apotheken, wenn es darum geht, dass sie für neue Leistungen honoriert werden sollen. Jüngstes Beispiel: Wie im geplanten „Digitalen Versorgung-Gesetz“ vorgesehen sollen Apotheker für ihre Beteiligung am E-Medikationsplan endlich Geld erhalten. Mein liebes Tagebuch, eine neue Apothekenleistung, die Arbeit macht, aber sinnvoll ist. Da ist es doch mehr als recht und billig, dass sie honoriert wird (auch die Ärzte füllen einen Medikationsplan nicht ohne Honorierung aus). Aber der AOK-Spitzenverband meckert in seiner Stellungnahme: Er lehnt eine zusätzliche Vergütung für die Apotheken ab – mit Verweis auf das Honorargutachten aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Laut Gutachten seien die Apothekenleistungen eh schon überfinanziert. Mein liebes Tagebuch, das ist das Gutachten, das die ABDA so beharrlich ignorierte – es fällt uns immer wieder auf die Füße. Was der AOK-Verband auch verlauten lässt: Ein grundsätzliches Interesse hat er an Verträgen über pharmazeutische Dienstleistungen, aber nur nach dem Prinzip „regional, dezentral und freiwillig“. Na klar, gerade mal so, wie es den AOKen passt. Und dann vermutlich Dienstleistungen für lau. Apotheke und AOK – keine besten Freunde. Und dazu passt noch diese Meldung: Die Finanzlage der Krankenkassen sei „immer noch erfreulich stabil“, sagt die Chefin des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer. Knapp 21 Mrd. Euro beträgt das Finanzpolster. Und die Kassen erwarten weiterhin robuste Einnahmen. Mein liebes Tagebuch, das lassen wir mal so stehen.
Immer Ärger mit DocMorris. Das Arzneimittel-Versandhaus mit Sitz in den Niederlanden, das sich selbst als „Die Apotheke“ sieht, möchte eigentlich nicht wirklich ein niederländisches Unternehmen sein. Diesen Eindruck muss man haben. Denn mit allen erdenklichen Raffinessen erweckt das Unternehmen den Eindruck, eine deutsche Versandapo zu sein: Der Absender auf DocMorris-Paketen ist eine Postfach-Adresse in Aachen. Man will dem Kunden, dem Patienten suggerieren, bei einer Apotheke in Deutschland zu bestellen. Nur irgendwo kleingedruckt am seitlichen Rand steht die echte Adresse mit Hinweis auf Heerlen in den Niederlanden. Mein liebes Tagebuch, für mich ist das Bauernfängerei, Beeinflussung, Täuschung der Verbraucher. Wegen dieser Irreführung kassierte DocMorris bereits 2013 eine Entscheidung des Landgerichtes Berlin: Mit der deutschen Adressangabe erwecke DocMorris den Eindruck, der Verbraucher kontrahiere mit einem in Deutschland ansässigen Unternehmen. Dass der tatsächliche Sitz in den Niederlanden sei, verschweige DocMorris. Die am Bestellscheinrand vermerkte Angabe zur Verantwortlichkeit genüge zur Aufklärung nicht, hieß es. Das juckt DocMorris herzlich wenig. Jetzt wird geprüft, ob gegen DocMorris wegen Nichteinhaltung des Urteils Ordnungsmittel verhängt werden können. Mein liebes Tagebuch, da lacht DocMorris kurz, zahlt nicht und macht weiter wie bisher. Die deutsche Aufsichtsbehörde teilt dazu mit: „Da DocMorris Apotheke ihren Sitz in Heerlen und damit in den Niederlanden hat, ist deutsches Recht nicht anwendbar und eine Zuständigkeit der Amtsapotheker(innen) nicht ableitbar. Die Überwachung unterliegt den holländischen Behörden.“
Die hessische Apothekerkammer hält ohne Wenn und Aber an der uneingeschränkten Gleichpreisigkeit für verschreibungspflichtige Arzneimittel fest: Der entsprechende Paragraph im AMG (§ 78 Abs. 1, Satz 4) dürfe nicht, wie von Spahn vorgesehen, gestrichen werden. Und wenn das die Bundesregierung nicht berücksichtige, dann sollen Rx-Arzneimittel vom Versand ausgeschlossen werden. Die hessischen Delegierten haben dazu eine Resolution verabschiedet. Mein liebes Tagebuch, klingt alles gut, aber damit liegen die Hessen so gar nicht stromlinienförmig auf ABDA-Linie. Sauer aufgestoßen ist den Hessen auch die von der ABDA geplante Aufwandsentschädigung für den geschäftsführenden ABDA-Vorstand. Auch wenn das Ansinnen dahinter verständlich sei, so die Kammerpräsidentin Funke, sei die Art und Weise, wie man einen solchen Beschluss an den Gremien vorbei eingebracht habe, nicht hinnehmbar. Die Delegierten beschlossen, den geplanten ABDA-Haushalt abzulehnen. Mein liebes Tagebuch, die ABDA-Mitgliederversammlung in der kommenden Woche könnte heiß werden.
23 Kommentare
AK Schleswig-Holstein
von Dirk Krüger am 24.06.2019 um 10:32 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Antwort an Karl Fiedrich Müller
von Thesing-Bleck am 23.06.2019 um 19:31 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 5 Antworten
AW: Antwort an Karl Fiedrich Müller
von Karl Friedrich Müller am 23.06.2019 um 19:53 Uhr
AW: Antwort an Karl Fiedrich Müller
von Bernd Jas am 23.06.2019 um 22:33 Uhr
AW: Antwort auf die Antwort ...
von Christian Timme am 23.06.2019 um 22:58 Uhr
AW: Antwort an Karl Fiedrich Müller
von Thesing-Bleck am 23.06.2019 um 23:50 Uhr
AW: Ergänzung zu Antwort auf die Antwort ...
von Christian Timme am 24.06.2019 um 7:42 Uhr
Von Ligen, Wahlen, Apothekensklaven der Politik oder ...
von Christian Timme am 23.06.2019 um 18:33 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Kammerwahlen
von Dr.Diefenbach am 23.06.2019 um 15:02 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
DAZ 25/2019
von Redaktion DAZ.online am 23.06.2019 um 13:49 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
DAZ 25/2019
von Karl Friedrich Müller am 23.06.2019 um 13:42 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten
AW: DAZ 25/2019
von Thomas Beck am 23.06.2019 um 18:18 Uhr
AW: DAZ 25/2019
von Karl Friedrich Müller am 23.06.2019 um 18:31 Uhr
AW: DAZ 25/2019
von Veit Eck am 23.06.2019 um 19:43 Uhr
Ob ich das noch erlebe ... ?
von Hans-Dieter Rosenbaum am 23.06.2019 um 11:02 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Ob ich das noch erlebe
von Karl Friedrich Müller am 23.06.2019 um 12:31 Uhr
Schmidt und Konsorten
von Conny am 23.06.2019 um 9:53 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
"Gut gebrüllt, Frosch!" sprach der Storch
von Bernd Jas am 23.06.2019 um 9:30 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Die Frösche und ihr Quarkproblem
von Bernd Jas am 23.06.2019 um 10:23 Uhr
Und immer noch „schweigen“ mehr als 60 Prozent ...
von Gunnar Müller, Detmold am 23.06.2019 um 9:25 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Und immer noch „schweigen“ mehr als
von Veit Eck am 23.06.2019 um 11:53 Uhr
Spielen wir in der Bundesliga oder in der Landesliga ?
von Ulrich Ströh am 23.06.2019 um 9:24 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Na wo spielen sie denn ...
von Hans-Dieter Rosenbaum am 23.06.2019 um 19:07 Uhr
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.