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Steile These von Staatssekretär Franke: Apotheken haben in den letzten Jahren gut verdient und können zukünftig noch mehr verdienen durch das Dienstleistungshonorar – also können sie jetzt auch auf Honorar zugunsten der kranken Kassen verzichten. Noch steilere These von Lauterbach: Wenn Ärzte das Paxlovid dem Patienten selbst in die Hand drücken, wird es häufiger eingesetzt als per Rezept und Apotheke. Und die steilste These kommt vom BKK-Dachverband: Lieferengpässe resultieren auch aus mangelnder Bevorratung und schlechter Logistik der Apotheken. Mein liebes Tagebuch, was lässt sich gegen diese Hitzeschäden tun?
15. August 2022
Gute Frage: Wohin fließt eigentlich das Geld der Krankenkassen? Na klar, in die Behandlung und Betreuung der Versicherten und in die Verwaltung der Krankenkassen. Seit einigen Jahren sind die Kassen ins Minus gerutscht, die Ausgaben sind höher als die Einnahmen. So hat die gesetzliche Krankenversicherung im Jahr 2021 mit einem Defizit von 5,8 Milliarden Euro ihr höchstes Minus seit der Deutschen Einheit eingefahren. Und nun warnen die Versicherer sogar vor einem Defizit von 17 Milliarden Euro im Jahr 2023. Kein Wunder, wenn nun der Bundesgesundheitsminister versucht, mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz die Notbremse zu ziehen. Auch die Apotheken sollen zur Kassen gebeten werden und auf Honorar verzichten: Der Kassenabschlag soll auf 2 Euro für zwei Jahre erhöht werden, was rund 170 Millionen Euro bringen soll. Mein liebes Tagebuch, wir dürfen uns da schon fragen, was eine Einsparung von 170 Mio. Euro bringen soll angesichts eines erwarteten Defizits von 17 Milliarden Euro. Auf der anderen Seite, auf der Apothekenseite, stellen diese 170 Mio. Euro nämlich eine deutliche Belastung dar, es werden sogar noch mehr Apothekenschließungen erwartet. Kann man da nicht auf diese Belastung für Apotheken verzichten? Zumal unser Apothekenhonorar in der Tat gering ist, so gering, dass es gar nicht als eigener Posten auftaucht. Schaut man sich die Ausgaben der GKV näher an, findet man keinen Posten mit „Ausgaben für Apotheken“ o.ä. – unser Apothekenhonorar wird in der GKV-Statistik nicht separat aufgeschlüsselt, sondern ist im Posten „Ausgaben für Arzneimittel“ (2021: 46,7 Mrd. Euro) versteckt: Der Wertschöpfungsanteil der Apotheken betrug laut ABDA 1,9 Prozent. Oder anders ausgedrückt: Für dieses geringe Apothekenhonorar erhält unsere Gesellschaft eine High-end-Arzneimittelversorgung vom Feinsten! Warum will Lauterbach dies zerschlagen?
Mit der Digitalisierung von Impfzertifikaten haben wir Apothekers bereits Erfahrung. Das Bundesgesundheitsministerium denkt nun darüber nach, dass die Apotheken auch miteingebunden werden, wenn es darum geht, dass sich Versicherte authentifizieren müssen, um mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte oder ihrer digitalen Identität z. B. auf die Daten ihrer elektronischen Patientenakte, auf elektronische Verordnungen und auf die elektronische Patientenkurzakten zugreifen können. Solche Ident-Verfahren könnten in Apotheken durchgeführt werden, will heißen: Die Apotheke überprüft Personalausweis, elektronische Gesundheitskarte oder digitale Identität und PIN. Mein liebes Tagebuch, gegen ein entsprechendes Honorar für diese Tätigkeit, die durchaus Zeit kostet, können wir darüber reden, oder?
5 Kommentare
Analogisierung des Digitalen?
von Michael Mischer am 22.08.2022 um 9:03 Uhr
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Paxlovid
von Dr. Radman am 21.08.2022 um 10:55 Uhr
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Mediales Vakuum in Berlin
von Ulrich Ströh am 21.08.2022 um 9:33 Uhr
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Antwortschreiben an Prof. Dr. E. Franke
von Daniela Hänel am 21.08.2022 um 8:42 Uhr
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AW: Antwortschreiben an Prof. Dr. E. Franke
von Karl Friedrich Müller am 21.08.2022 um 10:59 Uhr
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