Deutscher Apothekertag 2012

Bilanz und Ausblick

Der Deutsche Apothekertag 2012 – ein Bericht der DAZ-Redaktion

DAZ-Redaktion | Im Großen und Ganzen war der Deutsche Apothekertag 2012, der vom 10. bis 13. Oktober in München stattfand, eher dem Blick zurück als der Gestaltung der Zukunft gewidmet. ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf erklärte, bei der nächsten Wahl im Dezember nicht mehr anzutreten. Dementsprechend geriet sein Lagebericht zu einer Bilanz seiner Amtszeit. Bundesgesundheitsminister Bahr pries die Taten der Regierung in den letzten drei Jahren. Langfristige Pläne stellte er weniger als ein Jahr vor der – für seine Partei höchst ungewissen – Bundestagswahl nicht vor. Und mit der Einführung der Apothekenbetriebsordnung und der Honorarerhöhung sind zwei große Zukunftsthemen des letzten Apothekertages zumindest fürs Erste erledigt.
Fotos: DAZ/Alex Schelbert

Der Apothekertag 2012 war weit weniger stark von Protestaktionen geprägt als Mancher gedacht – je nach Standpunkt auch gehofft oder gefürchtet – hatte. Stattdessen gab es interessante Diskussionsansätze über die Strukturen, über das demokratische (Selbst-) Verständnis und über Transparenz und Offenheit der Berufsvertretung.

Die Unzufriedenheit der Apotheker mit der wirtschaftlichen Entwicklung war deutlich spür- und hörbar. Große Einigkeit herrschte darüber, dass die Erhöhung des Fixzuschlags auf 8,35 Euro nicht ausreicht. Aber schon bei der anzustrebenden Höhe des Kassenabschlags gingen die Meinungen weit auseinander. Die Forderung, ihn in ein handelsübliches Skonto umzuwandeln oder sogar auf null zu senken, fand durchaus bedenkenswerte Gegenargumente. Die Struktur des Apothekenwesens stand dieses Jahr nicht zur Debatte, keiner der anwesenden Gesundheitspolitiker – weder der Bundesgesundheitsminister noch die Gesundheitspolitiker der Fraktionen – forderte grundlegende Umbrüche. Im Detail waren aber schon interessante Aussagen zu hören.

Inhaltsverzeichnis:

Der Deutsche Apothekertag 2012 kurz zusammengefasst:

Mittwoch, 10. Oktober 2012

ABDA stellt sich den Fragen und Vorwürfen der Basis. In einer gut 90-minütigen, teils sehr emotional geführten "Dialogveranstaltung" stand der geschäftsführende Vorstand der ABDA Rede und Antwort. Rund ein Dutzend "Protest-Apotheker" und deutlich mehr Schaulustige, Medienvertreter und Funktionäre aus Kammern und Verbänden waren gekommen. Zu einer wirklichen Annäherung kam es nicht. Die "Protestler" fühlten sich nicht richtig ernst genommen, von ABDA-Seite gab es versöhnliche Töne. Siehe AZ 42 vom 15.10.2012, S. 1

Ann-Katrin Kossendey, eine der profiliertesten "Protest-Apotheker": Foto: DAZ/Lukas Barth

Expopharm öffnet ihre Tore. 515 Aussteller präsentierten Neuheiten, Innovationen und Altbewährtes. Zumindest vom Werbeaufwand her stand die Messe im Zeichen neuer Geschäftsmodelle rund um den Botendienst. Siehe S. 127

Die Expopharm zog weniger Besucher an als 2011

ABDA-Präsident HeinzGünter Wolf tritt nicht mehr an. Am Rande der Auftaktpressekonferenz erklärte Wolf, bei der Wahl am 6. Dezember nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Im Interview mit DAZ.online bestätigte sein Vize Friedemann Schmidt, dass er als Kandidat zur Verfügung steht. Siehe AZ 42 vom 15.10.2012, S. 1 und S. 2

Der scheidende ABDA-Präsident Wolf (r.) neben seinem Nachfolger? Foto: DAZ/Lukas Barth

Bahr macht Nachtdienst. Am Mittwochabend besuchte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr die Nachtdienst schiebende Schloss-Apotheke in Jetzendorf, ca. 40 Kilometer nördlich von München. Apothekenkunden traf er dabei nur wenige, er hatte aber ausreichend Gelegenheit, mit der diensthabenden Apothekerin und einem Kollegen aus dem Nachbarort zu sprechen. Siehe AZ 42 vom 15.10.2012, S. 3

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Der Bundesgesundheitsminister auf dem Apothekertag. Daniel Bahr ist nach vielen Jahren der erste Bundesgesundheitsminister, der zum Apothekertag spricht. Wie erwartet lobt er seine Arbeit: Schon lange habe keine Regierung mehr soviel für die Apotheke getan als die jetzige. Siehe S. 44 und AZ 42 vom 15.10.2012, S. 6

Bahr: "Wir haben viel getan für die Apotheken"

Apothekertag eröffnet. Mit einem Grußwort des Bayerischen Wissenschaftsministers Wolfgang Heubisch wurde der Apothekertag 2012 eröffnet. Wolfgang Huber, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, würdigte in seinem Festvortrag die Leistungen der Apotheker. Siehe S. 94

Delegierte und Besucher des Apothekertags in München

Ehrungen an Keller und Ulrich. Der langjährige DAV-Vorsitzende Hermann S. Keller wurde mit der höchsten Auszeichnung der deutschen Apotheker, der Hans-Meyer-Medaille, ausgezeichnet. Der ehemalige Geschäftsführer der Werbe- und Vertriebsgesellschaft Gregor Ulrich erhielt die Ehrennadel. Siehe S. 152


Lagebericht des Präsidenten. In seinem letzten Lagebericht zog Noch-ABDA-Präsident Wolf Bilanz seiner achtjährigen Amtszeit. Zwar sei einiges erreicht worden, es bleibe aber noch vieles zu tun. Nachdem die Struktur des Apothekenwesens stabilisiert sei, müsse nun die Finanzierung gesichert werden. Siehe S. 46

"Das war gelebte Demokratie am rechten Ort mit den von der Basis gewählten Vertretern."

ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf in seiner Zusammenfassung des Apothekertages

Lagebericht: Wolf zieht Bilanz

"Das war ein gutes Teamspiel auf das richtige Tor."

ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf in seiner Zusammenfassung des Apothekertages


Geschäftsbericht des ABDA-Hauptgeschäftsführers. Die Apotheker seien bei der Honorarfrage im letzten Jahr in die Offensive gegangen, sagte Sebastian Schmitz. Honorarforderungen seien aber nur durchsetzbar, wenn die Öffentlichkeit Verständnis für sie hat. Siehe S. 48

Schmitz: "ABDA in der Offensive"

Änderungen des Wahlverfahrens abgelehnt. Die "Protest"-Anträge, die anstehende Wahl des ABDA-Präsidenten durch die Delegierten auf dem Apothekertag 2013 durchzuführen, wurden von der Hauptversammlung – nach offener und kontroverser Diskussion – abgelehnt. Siehe S. 68

Keine Mehrheit für "Protestapotheker"

Freitag, 12. Oktober 2012

Weitere Reformideen abgelehnt und zurückgezogen. In der fortgesetzten Antragsberatung wurde eine Umbenennung der ABDA und eine Übertragung wesentlicher Aufgaben der Mitgliederversammlung auf die Hauptversammlung diskutiert – fanden aber keine Mehrheit. Siehe S. 68


Diskussion über neue ApBetrO. Der Arbeitskreis 1 setzte sich in Diskussion und Anträgen mit der neuen Apothekenbetriebsordnung auseinander. Der Apothekertag fordert eine praxisnahe und bundeseinheitliche Umsetzung. Siehe S. 52


"Der Apotheker als Patientenberater in der Kommunikationsgesellschaft". Der Arbeitskreis 2 begann mit einem Vortrag über Risiken und Chancen der Gesundheitsinformation im Internet. Die anschließende Diskussion brachte wenig neue Erkenntnisse. Siehe S. 60


Honorierung und Finanzielles. In der anschließenden Antragsberatung waren unter anderem die Verhandlungen zum Kassenabschlag, die Vergütung von Notdiensten, Rezepturen und Betäubungsmitteln, die Rabattverträge und die Hilfsmittelversorgung Thema. Siehe S. 68

Samstag, 13. Oktober 2012

Keine Apotheker in den G-BA. Der Antrag, die Apothekerschaft solle für eine Mitgliedschaft im Gemeinsamen Bundesausschuss eintreten, wurde zurückgezogen, nachdem Professor Martin Schulz eindringlich schilderte, welche Folgen die Mitgliedschaft haben könnte.


Wahlkampf beim Arbeitskreis 3. in der berufspolitischen Diskussion mit den gesundheitspolitischen Sprechern der Bundestagsfraktionen (die FDP hatte in Vertretung ihre behindertenpolitische Sprecherin geschickt) wurde die Wichtigkeit der Apotheken betont. Konkrete Zusagen mochte aber niemand machen. Siehe S. 64

In trauter Runde: Die Teilnehmer der gesundheitspolitischen Diskussion

Rebellen ziehen zurück. Der Abschluss der Antragsberatung hatte eigentlich versprochen, nochmal spannend zu werden. Anträge, die mehr gesundheitspolitische Visionen der ABDA, eine Förderung des Nachwuchses, offensivere Stellungnahmen, und mehr Transparenz gegenüber der Basis gefordert hatten, wurden von den "Protestlern" zurückgezogen. Die Themen seien zu wichtig, um an formalen Kriterien zu scheitern. Siehe S. 68


Resolution gegen Impfstoffausschreibungen. Das Chaos in der Versorgung mit Grippeimpfstoff in Schleswig-Holstein, Hamburg und Bayern motivierte die Delegierten dazu, einstimmig ein Ende der Impfstoffausschreibungen durch die GKV zu fordern. Siehe S. 93



DAZ 2012, Nr. 42, S. 40

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